Trinkwasserhygiene

Gesund und legionellenfrei aus dem Urlaub

Freitag, 16.09.2022

Gefahr in den Urlaubsregionen

Die Grafik zeigt jahreszeitliche Schwankungen der Anzahl reiseassoziierter gemeldeter Legionellenfälle.
Quelle: Schell GmbH & Co. KG
Abb. 4: Jahreszeitliche Schwankungen der Anzahl reiseassoziierter gemeldeter Legionellenfälle. Die verringerte Reisetätigkeit im Jahr 2020 führte wahrscheinlich zu der Unterbrechung der kontinuierlich ansteigenden Zahlen von 2016 bis 2019.

Die höchste Gefahr für eine Legionellose besteht in den Sommermonaten und bis in den Herbst hinein (Abb. 4). Bei der Bewertung dieser Daten sind jedoch vier Faktoren zu beachten:

1.) Es handelt sich um Durchschnittswerte aller an dieser Erfassung teilnehmenden Länder, unabhängig davon, ob sie in Südeuropa oder Nordeuropa liegen. 2.) Weiterhin darf das Trinkwasser in nahezu allen Ländern Europas bis zu 7 Tage in der Installation stagnieren (EN 806-5), in Österreich 96 Stunden (ÖNORM B 5019) und in Deutschland 72 Stunden. 3.) In dieser Erfassung sind alle gemeldeten Legionellenfälle erfasst, unabhängig davon, ob sie über das Trinkwasser, Kühltürme oder Klimageräte verursacht wurden. 4.) Es gibt eine drastische Untererfassung der Fälle, nicht nur der reiseassoziierten: Im Durchschnitt müssten es 18 bis 36 Fälle pro 100.000 Einwohner sein – es sind aber europaweit durchschnittlich lediglich 1,9 im Jahr 2020. Auch von Deutschland wurden lediglich 1.263 Fälle gemeldet (Faktor 1,5), obwohl es rund 30.000 sein müssten.

Abbildung 5 zeigt die Fälle von reiseassoziierter Legionellose, die nach der Rückkehr eines Reisenden diagnostiziert wurden und somit einem Urlaubsland zugeordnet werden konnte. Auch hier zeigte sich anhand der Kreisgrößen der Rückgang der Reisetätigkeit im ersten Corona-Jahr 2020 im Vergleich zu 2019 (Abb. 4).

Die Grafik zeigt in welchen Ländern sich weltweit Reisenden am häufigsten infiziert haben.
Quelle: Schell GmbH & Co. KG
Abb. 5: Die Größe der Kreise zeigt, in welchen Ländern sich weltweit Reisenden am häufigsten infiziert haben. Diese wurden bei ihrer Rückkehr positiv auf eine Legionellose getestet.

Was tun bei Unwohlsein?

Von der Infektion bis zur Erkrankung dauert es 2 bis 10 Tage. Bei grippeähnlichen Symptomen und insbesondere bei Husten und Kurzatmigkeit sollte man einen Arzt aufsuchen und mit ihm über die Möglichkeit einer Legionellose sprechen (Abb. 6). Denn noch immer werden in Europa lediglich 5 bis 10 Prozent aller Legionellosen erkannt und gemeldet. Das kann Folgen haben, denn gegen eine Lungenentzündung durch Legionellen helfen lediglich spezifische und teure Antibiotika. Die üblichen Antibiotika sind deutlich günstiger und werden daher oftmals zuerst bei einer Lungenentzündung verschrieben. Sie sind jedoch bei einer Legionellose unwirksam. Daher ist es so wichtig, dass Ärzte diese Art der Lungenentzündung mit in Erwägung zu ziehen.

Die Grafik zeigt Symptome der atypischen Lungenentzündung Legionellose.
Quelle: Schell GmbH & Co. KG
Abb. 6: Symptome der atypischen Lungenentzündung Legionellose

Fazit

Erkrankungen durch Legionellen sind ein weltweites Phänomen mit einer dramatisch hohen Untererfassung selbst in Europa. Gerade zu Beginn einer Reisesaison und bei der Rückkehr nach Hause besteht für die Nutzer ein erhöhtes Risiko, wenn mehr als 72 Stunden kein Wasserwechsel stattgefunden hat und das Trinkwasser kalt deutlich mehr als 25 °C aufweist. Vor diesem Hintergrund und den verstärkt laufenden Klimaanlagen steigt gerade in den Sommermonaten die Gefahr einer Erkrankung. Um dieses Risiko zu minimieren, helfen die beschriebenen Vorgehensweisen in Hotels und bei der Rückkehr nach Hause.

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