Shit happens – und nur wer nichts macht, macht auch nichts falsch. Solche „Sprüche“ trösten kaum bei jährlich 13 Milliarden Euro Fehlerkosten in der Baubranche. Dabei ließen sich die meisten Fehler mit weitaus geringerem Aufwand verhindern.
Fiasko Fehlerkosten – wie am Bau 13 Milliarden Euro pro Jahr verbrennen
So lassen sich Fehler vermeiden
Mittwoch, 18.10.2017
12,5 Prozent vom Umsatz - das wäre für viele Handwerksunternehmen eine traumhafte Umsatzrendite. Die übrigens auch von Betrieben mit weniger als zehn Mitarbeitern schon mal erreicht wird. Nein, 12,5 Prozent vom Umsatz machen die Fehlerkosten aus, die alljährlich in der deutschen Baubranche „produziert“ werden. Allein im letzten Jahr wurden so 13,4 Milliarden Euro verbrannt!
Zugegeben: Die Zahlen sind geschätzt, von Architekten, Bauunternehmern und Handwerkern. Und von einer BauInfoConsult-Studie veröffentlicht. Dabei ist die immense Summe nur eine Seite der Medaille. Auf der anderen Seite steht, dass bei knapp sieben Prozent aller Bauvorhaben Fehlerkosten entstehen, sagen zumindest Verarbeiter und Planer. Und die Aussichten für die nahe Zukunft scheinen eher düster: Weit mehr als die Hälfte aller Akteure am Bau erwarten keine Besserung.
Was aber sind und wie entstehen Fehlerkosten? Die haben betriebsexterne und -interne Ursachen. Interne Fehlerkosten entstehen durch Nacharbeit, Reparaturen und Ausschuss bereits vor der Abnahme durch den Kunden. Externe hingegen treten später als Kosten für Reklamationen, Retouren, Kulanz, Garantien und Haftungsschäden auf. Beide Kostenarten sind der Preis dafür, dass etwas nicht von Anfang an richtig gemacht wurde.
Fehlerkosten hoch 10 !
Die in der Regel hohen Fehlerkosten lassen sich durch geringeren finanziellen Aufwand vermeiden: Zum einen durch Verhütung – also alles von Anfang an richtig machen. Zum anderen durch Prüfen - ob alles von Anfang an richtig gemacht wurde. Bei den Fehlerkosten greift nämlich die 10er-Regel: Auf jeder Stufe eines Projektes von der Planung über die Vorbereitung, Verarbeitung und Fertigstellung bis letztlich zum Kunden steigen die Fehlerkosten nicht geradlinig, sondern exponentiell um den Faktor zehn! Das hat zwei Konsequenzen: Je früher ein Fehler gemacht wird, desto teurer wird es. Und je eher ein Fehler entdeckt und korrigiert wird, desto weniger kostet er. Wer ist verantwortlich für das Fehlerkosten-Inferno am Bau? Die dazu befragten SHK-Handwerker schieben den „Schwarzen Peter“ in erster Linie den Planern zu, auf der Schuld-Skala dicht gefolgt von Bauunternehmern und Behörden. Handwerker selbst kommen beim Fehlermachen erstaunlicherweise recht gut weg – nur vier Prozent der SHK-Fachleute machen andere Handwerker verantwortlich. Einig sind sich alle Beteiligten, dass die Fehlerkosten selbst für eine technisch so anspruchsvolle Branche wie den Bau viel zu hoch sind. Hoffen lässt die Digitalisierung, vor allem das Planen mit BIM (BIM = Building Information Modeling). Das reduziert die Fehlerkosten, wie erste Erfahrungen zeigen.