Es kam nicht überraschend, und es war zu erwarten. Dennoch treffen die erhöhten Energiepreise die Handwerksbetriebe richtig hart.
Es wird richtig duster ...
Versorgungs- und Kalkulationssicherheit von Handwerksbetrieben zunehmend gefährdet
Dienstag, 27.12.2022
Sagt auch der Zentralverband Deutsches Handwerk (ZDH): 77 Prozent von insgesamt 3.147 befragten Handwerksbetriebe müssen schon spürbar mehr (plus 6 Prozentpunkte) zahlen als noch im August 2022. Die Zahl der von Vertragskündigungen durch Energieversorger betroffen Betriebe habe sich in den letzten 3 Monaten sogar mehr als verdoppelt (plus 7 Prozentpunkte auf 13 Prozent).
Das bleibt nicht ohne Konsequenzen. Laut ZDH haben die erhöhten Energiepreise für mehr als die Hälfte dieser Betriebe weitreichende Folgen für die Energieversorgungs- oder Kalkulationssicherheit: „Da 28 Prozent der Betriebe, die von Vertragskündigungen berichten, nur einen neuen Vertrag zum tagesaktuellen Preis von ihrem Versorger angeboten bekommen haben, sind die tatsächlichen Produktionskosten (zukünftig) kaum kalkulierbar. Bei weiteren 24 Prozent steht gar die Energieversorgungssicherheit insgesamt infrage, da diese bisher noch gar keinen neuen Vertrag für die Belieferung mit Strom oder Erdgas abschließen konnten – hier droht ein Stillstand der gesamten Produktion, wenn die alten Lieferverträge enden. 28 Prozent der Betriebe konnten hingegen einen neuen Vertrag mit Festpreisen bei ihrem alten Versorger schließen, während 20 Prozent die Möglichkeit haben, den Versorger zu wechseln.“
Doch nicht nur die Preise, auch der Energiebedarf selbst hat sich laut Umfrage erhöht. In den von Preiserhöhungen und/oder der Kündigung von Versorgerverträgen für Strom oder Erdgas betroffenen Betrieben habe sich die Energieintensität (der Anteil der Energiekosten am Betriebsumsatz) innerhalb des letzten Jahres stark erhöht. Während die Energieintensität hier im 3. Quartal 2021 noch bei durchschnittlich 7,8 Prozent lag, waren es im 3. Quartal 2022 bereits 12,4 Prozent. Besonders hohe Anstiege der Energieintensität mussten dabei die persönlichen Dienstleistungs- und die Kfz-Handwerke bewältigen.
Kein Entlastungseffekt bei Alternativen
Die (vornehmlich) netzgebundene Belieferung mit Strom oder Erdgas stellt für beinahe zwei Drittel der Betriebe (63 Prozent) die alleinige Energiequelle für die betrieblichen Prozesse dar. Aber immerhin etwa ein Drittel der Handwerksbetriebe nutzt (zusätzlich) weitere Energieträger zur Energieerzeugung. In den Ausbaubetrieben beispielsweise setzen 12 Prozent zusätzlich Holzpellets ein. In den Betrieben, die diese Alternativen zu Strom und Erdgas nutzen, decken diese beinahe die Hälfte des gesamten betrieblichen Energiebedarfs (47 Prozent).
Diese Nutzung führt laut ZDH allerdings nicht zu einer Entlastung bei den Energiekosten. Die Betriebe melden seit dem Jahresende 2021 einen Kostenanstieg von durchschnittlich 88 Prozent bei Erdöl und sogar von 149 Prozent für Holzpellets. Deutlich mehr als die Energiekosten insgesamt, die um durchschnittlich 64 Prozent gestiegen sind.
Es wird also zunehmend dunkler in den Betrieben – und das nicht nur, um Energie zu sparen. Aber es gibt auch ein Licht am Ende des Tunnels: So sollen die von der Bundesregierung in Bundestag und Bundesrat eingebrachten Entlastungsinitiativen (Gas- und Strompreisbremse) die Liquidität von Handwerksbetrieben zukünftig sicherstellen.
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