Das KHS-System war zweifellos ein sehr großer Wurf. Die Frage, die sich gerade angesichts der hohen Entwicklungsdynamik anschließt, ist aber doch sofort: Was kommt danach?
Natürlich haben wir uns diese Frage auch gestellt – mit dem Kemper ThermoSystem KTS bereits die nächste programmatische Systemlösung, diesmal für Trink-Warmwasser, „nachgelegt“ und freuen uns, dass sich das mittlerweile genauso prächtig entwickelt wie das KHS. In beiden Bereichen, der hygienischen Absicherung von Trinkwasser kalt wie Trinkwasser warm, ist außerdem im Markt noch so viel Potential vorhanden, dass wir uns um die Zukunft keine Sorgen machen müssen.
Besteht, bei dieser Geschwindigkeit in der Entwicklung und der Komplexität der Systeme, eigentlich nicht die Gefahr, die Kunden – Planer und installierendes Fachhand-werk – zu überfordern?
Eine solche Gefahr besteht zweifellos. Deswegen versuchen wir beispielsweise auch, neben unserem Schulungsprogramm durch ein immer breiter gespanntes Netz an qualifizierten Ingenieuren und Beratern unsere Kunden in ihrer täglichen Arbeit zu unterstützen.
Und die 2010 zugekaufte Softwareschmiede Dendrit, welche Rolle spielt die mit ihren Haustechnik-Programmen dabei?
Dendrit ist mit der eigen entwickelten Haustechnik-Software eine entscheidende Klammer, die KHS und KTS zusammenhält, denn damit können Planer und planende Fachhandwerker im Land unsere Systeme strömungsseitig simulieren und so schon in der Projektierungsphase ganz präzise überprüfen, wie beispielsweise unsere Strömungsteiler im Kemper HygieneSystem den Erhalt der Trinkwasserhygiene gewährleisten. Das gibt ihnen das entscheidende Quäntchen Sicherheit, das umgekehrt wir wiederum für den Markterfolg von KHS und KTS brauchen. Bestätigt wird diese Win-win-Wechselwirkung nicht zuletzt durch die beachtlichen Zuwächse, die Dendrit in den vergangenen vier Jahren in der Marktdurchdringung zu verzeichnen hat: mehr als die Hälfte aller für Kemper relevanten Planungsbüros arbeiten heute schon mit dieser Software.
Bei aller Begeisterung für die SHK-Branche und die wasserführende Haustechnik muss man bei „150 Jahre Kemper“ aber zumindest ein paar Worte auch über ein weiteres wirtschaftliches Standbein des Unternehmens, das Kemper Walzwerk, verlieren.
In der Tat, denn mit dem Fokus auf hoch präzise, weltweit eingesetzte Bleche für die Elektro- und die Elektronikindustrie steuert es etwa 50 Prozent zum Umsatz bei – und das seit zwanzig Jahren mit Zuwachsraten von jährlich 5 bis 7 Prozent! Insgesamt produzieren wir, auch hier am Standort in Olpe in direkter Nachbarschaft zum Armaturenwerk, rund 22.000 Tonnen Kupfer-Bandmaterial jährlich. Die werden zum großen Teil in die USA exportiert, zunehmend außerdem nach Asien im Allgemeinen und China im Besonderen. Das gleiche gilt natürlich für Deutschland und Europa.
Das Kemper Armaturenwerk wird dauerhaft in Olpe bleiben, wie die aktuelle Neubaumaßnahme mit 12.300 m² Fläche am Standort zeigt. Für das Walzwerk haben Sie ein benachbartes Betriebsgebäude zusätzlich gekauft. Wie passt diese Standorttreue zu „Erfolg durch Veränderungen“, wenn sich zeitgleich vor dem Hintergrund einer globalisierten Wirtschaft andere Unternehmen weltweit aufstellen oder aufstellen müssen?
Die Standortfaktoren, die wir in Deutschland und speziell in Südwestfalen vorfinden, sind in ihrer Gesamtheit betrachtet hervorragend. Deswegen haben wir auch in den vergangenen zehn Jahren rund 90 Millionen in eben diesen Standort investiert – und schaffen es so, selbst bei dem Bandmaterial, das aus unserem Walzwerk nach China geliefert wird, 90 Prozent der Wertschöpfung hier am Ort zu halten. Entsprechend sehen wir keine Veranlassung, die Kernkompetenzen aus Forschung, Entwicklung und Fertigung, die Kemper groß gemacht haben, um geringfügiger Kostenvorteile willen zu exportieren.