Die Schule wird es wohl richten

Dienstag, 05.11.2019

Kriminalisten haben im Rahmen einer bundesweiten Razzia einige Dutzend Kinder und Jugendliche ermittelt, die via sozialen Netzwerken pornografische Bilder und Filmchen geteilt und damit verbreitet haben. Das ist verboten.

Aber: Viele waren überrascht von der Strafbarkeit ihres Tuns, sie wussten es halt nicht besser. Dieses Nichtwissen muss man nicht verstehen, ist aber so… Auf den darauf folgenden Reflex hätte man aber wetten können: Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, plädierte umgehend für die Einführung eines Pflichtfachs "Medienkompetenz" an Schulen.

Ähnlich war es beim Thema „Verschuldung der Jugendlichen“: Ab dem Schuljahr 2020/21 wird in Nordrhein-Westfalen Wirtschaft als neues Pflichtfach an allen weiterführenden allgemeinbildenden Schulen eingeführt. Die bayerische Staatsregierung plant fürs nächste Lehrjahr das Schulfach "Alltagskompetenz und Lebensökonomie".

Massive Defizite gibt es bekanntlich auch beim Wissen um gesunde Ernährung. Deswegen fordert Ärztepräsident Klaus Reinhardt natürlich ein – neues Schulfach: Gesundheitsförderung soll das leisten, und zwar schon in der Grundschule. Mehr um das geistig-erbauliche Wohl hingegen sorgt sich die SPD-Landtagsabgeordnete Arif Tasdelen. Und fordert, dass der Islamunterricht in Bayern ein – Regelschulfach werden soll. Sie folgt damit irgendwie Oberstudiendirektor Ernst Fritz-Schubert, der schon vor mehr als zehn Jahren an einem Wirtschaftsgymnasium in Heidelberg den ganz großen Wurf wagte und – das neue Schulfach „Glück“ einführte.

Bei so viel pädagogischem Trachten mag man schon gar nicht mehr den Blick gen Osten wagen, in den Landkreis Oberspreewald-Lausitz. Wo die SPD-Landtagsabgeordnete und einstige Schulleiterin Gabi Theiss „die Sorgen der kleinen Feuerwehren in ihrem Wahlkreis gut kennt“ und – als neues Schulfach „Feuerwehr“ fordert…

Ich möchte an dieser Stelle definitiv nicht die Frage aufwerfen, was heute eigentlich noch die Erziehung im Elternhaus leistet. Aber ich kenne eine Menge Handwerkskollegen, die sich von Schulabgängern – und damit von „der Schule“ – eigentlich viel weniger wünschen. Nämlich nur, dass ihre künftigen Azubis wenigstens halbwegs die Schriftsprache Deutsch beherrschen, beispielsweise. Oder den einfachen Dreisatz nicht für eine Stilform von Gangsta-Rapp. Oder das Grundwissen, dass Nazi-Deutschland keine (!) Demokratie war.

Und wenn es dann noch Kopf-Noten zu Pünktlichkeit, Fleiß und Ordnung gäbe – dann wären ganz viele Ausbildungs- und Arbeits-Praktiker im Lande wirklich schon völlig zufrieden!

Von Eckhard Martin
Chefredaktion SanitärJournal
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