Der Wohnungsbau trotzt der Corona-Krise, der Wirtschaftsbau bricht ein – und die öffentliche Hand verhindert den Absturz.
Corona-Krise? Nicht mit uns!
Bauwirtschaft fährt Vollgas – trotz leichter Bremsspuren
Montag, 18.01.2021
So lässt sich in aller Kürze die aktuelle wirtschaftliche Situation in der Bauwirtschaft beschreiben. Die Branche steigerte das Bauvolumen im Jahr eins seit Corona (2020) um vier Prozent, auf 444 Milliarden Euro. Diese „Schnapszahl“ haben die Ökonomen des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) errechnet. Gegenüber 2019 hat sich damit zwar die Wachstumsrate glatt halbiert, verglichen mit anderen Branchen krisenschüttelte Corona die Bauwirtschaft jedoch weitaus weniger.
Wachstum trotz Krise
Also nur Jammern auf hohem Niveau? Zumal die [Bauvolumenrechnung](DIW Berlin: Bauwirtschaft trotzt der Corona-Krise – dennoch ruhigeres Geschäft im Jahr 2021) des DIW das Wachstum für 2021 auf drei und für 2022 auf gut fünf Prozent prognostiziert. „Die Corona-Pandemie geht zwar auch an der deutschen Bauwirtschaft nicht spurlos vorbei - wir reden aber von einem weniger starken Plus, unter dem Strich also immer noch einem Wachstum“, fasst DIW-Konjunkturchef und Immobilienökonom Claus Michelsen zusammen.
Besonders krisenresistent zeige sich der Neubau von Wohnungen, so das DIW. Mit Wachstumsraten in den Jahren 2020 bis 2022 von nominal gut fünf, vier und fünfeinhalb Prozent zeichne sich lediglich eine kleine Delle ab. Als Gründe nennt das Institut, dass:
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Bauunternehmen und -handwerk bisher zu keiner Zeit ihre Arbeit coronabedingt unterbrechen mussten,
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Wohnungsbaukredite nach wie vor historisch günstig sind und
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die Haushaltseinkommen beispielsweise durch Kurzarbeitergeld stabilisiert wurden.
Spürbare Zurückhaltung bei Modernisierungen
Deutlich mehr Bremsspuren hinterlässt die Pandemie bei der Bautätigkeit im Wohnungsbestand, sprich bei Sanierungen und Modernisierungen. Laut DIW stellten (private) Immobilienbesitzer nicht unbedingt nötige Ausbauarbeiten zurück – wegen weniger verfügbarem Einkommen, hygienischer Maßnahmen und Kontaktbeschränkungen. Für 2021 rechnet das DIW jedoch wieder mit mehr als drei Prozent Wachstum und kräftigen sechs Prozent für 2022 bei den Aktivitäten im Bestand.
Besonders hart aber trifft es den Nichtwohnungsbau (Wirtschaftsbau). Er wird wohl in diesem Jahr schrumpfen, nach einem nominalem „Wachstum“ von nur einem Prozent in 2020, was preisbereinigt einen realen Rückgang bedeutet. „Auf Seiten der Unternehmen sorgen Verluste, weniger Eigenkapital und wirtschaftliche Unsicherheit dafür, dass weniger – oder zumindest keine zusätzlichen – Produktionskapazitäten gebraucht werden“, erklärt dazu Laura Pagenhardt, wissenschaftliche Mitarbeiterin am DIW Berlin.
Möglicherweise hilft da die öffentliche Hand: In diesem Jahr dürften die Bauinvestitionen von Kommunen, Ländern und Bund nominal um knappe sieben Prozent steigen, schätzt das DIW. Nach der verhaltenen Entwicklung im letzten Jahr werden jetzt Konjunkturpakete greifen, die auch öffentliche Investitionen fördern. Nun komme es darauf an, dass die Mittel auch tatsächlich in der Bauwirtschaft ankommen, so Martin Gornig vom DIW: „Im Zweifel müssen die Konditionen für die Kommunen noch einmal vorteilhafter gestaltet werden, damit die notwendigen Investitionen in Bildung, Klimaschutz, Infrastruktur und Digitalisierung auf kommunaler Ebene nicht ins Stocken geraten.“