Mit einer neuen Methode lässt sich nun erstmalig ein spezifischer CO2-Fußabdruck für alle gefertigten Produkte in Echtzeit ermitteln.
CO2-Fußabdruck für Produkte in Echtzeit!
Neue Methode für digitales Energiemanagement von Unternehmen
Mittwoch, 12.08.2020
Möglich macht das eine Erweiterung für digitalisiertes Energiemanagement, die ÖKOTEC gemeinsam mit dem Aluminiumhersteller Hydro entwickelt hat. Sie ist vor allem für Unternehmen interessant, die einen großen Einfluss auf den CO2-Fußabdruck ihrer Endprodukte haben.
Bereits vor drei Jahren haben die beiden Unternehmen gemeinsam mit co2online das Projekt „CO2realtime“ gestartet, um die Herstellung von Folien-Verpackungen unter die Lupe zu nehmen. Denn ein CO2-Fußabdruck für Produkte, der alle relevanten Versorgungs- und Produktionsprozesse berücksichtigt, stellt neue Anforderungen an die methodische und technische Durchführung: Kennzahlen, Anlagen, Prozesse, Infrastruktur und Produkte gilt es systematisch zu verbinden, messbar zu machen und zu digitalisieren.
Mehr Digitalisierung – weniger CO2
Dr. Christoph Zschocke, geschäftsführender Gesellschafter von ÖKOTEC, sieht darin eine große Chance: „Viele Unternehmen befinden sich in der digitalen Transformation. Energieeffizienz und CO2-Themen können wesentlich umfassender mit Digitalisierungsmaßnahmen kombiniert werden, um von Prozessverbesserungen sowie der Optimierung von Umweltwirkungen, wie beispielsweise der CO2-Reduzierung und damit einem verbesserten Betriebsergebnis, zu profitieren. Verschiedene Studien verdeutlichen, dass die positiven Effekte mit einem höheren Digitalisierungsgrad in Unternehmen deutlich zunehmen.“
Projektziel war es, einen Demonstrator zu entwickeln, mit dem ein partieller produktspezifischer Carbon Footprint (PCF) unter der Berücksichtigung von etablierten Standards (insbesondere DIN EN ISO 14040/14044:2006, 14064:2018, 14067:2018, Greenhouse-Gas-Protokoll) automatisch aus dem digitalen Energiemanagement-System erfolgt.
Breite Anwendung blieb aus
Das klingt alles wunderbar. Doch obwohl die Erstellung eines CO2-Fußabdrucks für Produkte oder die Ökobilanzierung und deren Vorteile vielen bekannt sind, blieb eine breite Anwendung in Betrieben bisher aus. Gründe hierfür sind unter anderem die Komplexität durch einen breiten Produktmix oder die fehlende Datengrundlage. Zudem ist eine produktscharfe Zuordnung der Treibhausgasemissionen für produzierende Unternehmen höchst anspruchsvoll, wenn parallel verschiedene (Teil-)Produkte im Werk zu fertigen sind oder auch Zwischenprodukte unterschiedliche Prozesswege nehmen.
Die weiterentwickelte Kennzahlmethodik von ÖKOTEC und dem Bundesumweltministerium (BMU) in Kombination mit der Software „EnEffCo“ bietet nun eine neue Methode für digitales Energiemanagement von Unternehmen. Mit der Kennzahlmethodik werden Nutzen und Aufwände für Anlagen gebildet, um eine Gesamteffizienz zu bestimmen. Die Bewertung der Aufwände ist in den Einheiten Primärenergie, Preis oder CO2-Faktor möglich. Dadurch ist ein produktscharfer CO2-Fußabdruck jederzeit mit geringem Aufwand abrufbar und wird zu einem wichtigen Nebenprodukt eines gut aufgestellten Energiemanagements.