In den vergangenen 50 Jahren hat die Dusche eine Evolution erlebt, wie kaum ein anderer Bereich im Badezimmer.
Bodenebene Duschen normgerecht abdichten
Montag, 21.02.2022
Waren Duschwannen in den 1960er- und 1970er-Jahren noch bis zu 30 Zentimeter hohe Ungetüme, wurden sie in den folgenden Jahrzehnten allmählich flacher – bis hin zur vollständigen Integration in den Badboden. Parallel dazu stiegen aber auch die Ansprüche an die Bauwerksabdichtung im Nassbereich der Wohnung, was insbesondere bodenebene Duschen vor Herausforderungen stellt, da hier das Wasser unmittelbar auf den Baukörper trifft.
Maßgeblich für die Planung und Ausführung der Abdichtung im Bereich der Dusche ist die DIN 18534-1. Sie gilt für die Planung, Ausführung und Instandhaltung der Abdichtung von Boden- und Wandflächen in Innenräumen mit bahnenförmigen und flüssig zu verarbeitenden Abdichtungsstoffen gegen Wasser mit einer planmäßigen Anstauhöhe bis 10 cm. Das sind beispielsweise Flächen im Badezimmer, die Spritz-, Brauch- und Reinigungswasser ausgesetzt sind, aber auch gewerblich genutzte Küchen, Schwimmbeckenumgänge, Duschanlagen, Produktions- und Gewerbeflächen sowie Bodenflächen mit Ablauf. Wichtig zu wissen ist, dass sich die DIN 18354 nicht nur an den Abdichtungsfachmann richtet, sondern auch an diejenigen, die für die Gesamtplanung und Ausführung des Bauwerks und seiner Bauteile verantwortlich sind. Das heißt, neben dem Installateur sind der Fliesenleger und der Planer genauso für die „zuverlässige“ Abdichtung verantwortlich, was insofern logisch ist, da Wirkung und Bestand der Abdichtung von der aufeinander abgestimmten Planung aller Beteiligten abhängen. Mit „zuverlässig“ meint die Norm, dass die Abdichtung während der vorgesehenen Nutzungsdauer mit ausreichender Zuverlässigkeit funktionieren muss – im Privatbad sind das im Durchschnitt also 20 bis 25 Jahre.
Abdichten ist Pflicht
Dass die Bereiche unter und hinter Dusch- und Badewannen vor Wassereinwirkung geschützt, sprich: abgedichtet werden müssen, definiert die Norm eindeutig. Die Abdichtung erfolgt entweder durch das Anschließen des Wannenrandes an die Abdichtungsschicht, zum Beispiel mit Wannenrand-Dichtbändern oder Zargen, oder durch das Fortführen der Abdichtungsschicht unter und hinter der Wanne gegebenenfalls mit Unterflur-Entwässerung. „Gegebenenfalls“ bedeutet hier, dass eine zusätzliche Entwässerung beispielsweise unter freistehenden Wannen optional, aber nicht zwingend erforderlich ist. Auch mit dem mittlerweile nur noch selten anzutreffenden Irrtum, Silikonfugen könnten zur Abdichtung beitragen, räumt die DIN 18354 unmissverständlich auf: Dichtstofffugen sind keine Abdichtung im Sinne der Norm, denn elastisch verfüllte Fugen können durch chemische oder mechanische Prozesse beschädigt werden oder sich ablösen und sind dann nicht mehr wasserdicht. Nichtsdestotrotz müssen Dusch- und Badewannen so standfest eingebaut werden, dass die elastischen Anschlussfugen nicht über ihre Verformungswerte hinaus belastet werden.
Obacht bei Planung von Rohren und Leitungen
Ist für die Flächen unter und hinter Bade- und Duschwannen eine Abdichtung vorgesehen, dann dürfen dort nur die für die Wannen selbst erforderlichen Rohre und Leitungen eingeplant werden. Oder anders gesagt: Bei Bahnenabdichtung dürfen nur die Leitungen oder Rohre verlegt werden, die für den Betrieb der Wanne erforderlich sind. Durchdringen diese Rohre und Leitungen die Abdichtung an einer Stelle, müssen sie so geplant werden, dass die Abdichtungsschicht hier sicher angeschlossen werden kann. In der Regel kommen dafür Dichtflansche oder Dichtmanschetten zum Einsatz, was das konventionelle Abdichten allerdings deutlich aufwendiger macht. Vorsicht ist auch bei der Verwendung von Befestigungsdübeln für Sanitärausstattungen (wie zum Beispiel Stützgriffe) geboten, da sie die Abdichtungsebene durchdringen und an diesen Stellen für Undichtigkeiten sorgen können. Befestigungs-punkte müssen daher planerisch bewertet und möglichst so geplant werden, dass es im wasserbeanspruchten Be-reich keine Durchdringungen gibt. Sollten sie zwingend notwendig sein, etwa um Brausestangen, Duschabtrennungen, Seifenhalter oder Haltegriffe zu befestigen, müssen geeignete Maßnahmen ergriffen werden. Statt Spreizdübeln empfehlen sich dann zum Beispiel Klebeharzdübel, da hier das Reaktionsharz aushärtet und dadurch das Bohr-loch abdichtet. Es gibt auch andere Möglichkeiten wie Kleben, Montageplatten oder Los-Festflanschkonstruktionen, die dann einer Vorplanung bedürfen.
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