die Hälfte aller abgebauten Mineralien und
ein Drittel des gesamten Wasserverbrauchs
innerhalb der EU.
Den Rahmen für die Implementierung des „Green Deal“ und der „Prinzipien der Kreislaufwirtschaft“ im Bauwesen bildet dafür Level(s). O-Ton EU: „Level(s) ist ein Bewertungs- und Berichtsrahmen, der eine gemeinsame Sprache für die Nachhaltigkeitsleistung von Gebäuden bietet. Level(s) fördert die Berücksichtigung des Lebenszyklus von Gebäuden und liefert einen robusten Ansatz zum Messen und Unterstützen von Verbesserungen vom Entwurf bis zum Lebensende von Wohngebäuden und Büroräumen. Level(s) verwendet Basisindikatoren zur Nachhaltigkeit, die im und vom Bausektor getestet werden, um CO2, Materialien, Wasser, Gesundheit und Wohlbefinden sowie Klimawandelfolgen unter Berücksichtigung von Lebenszykluskosten und Wertermittlungen zu bemessen. Level(s) ist eine Open Source-Software und steht jedem kostenlos zur Verfügung.“ |2
Level(s) konzentriert sich dabei auf sechs Themen: Treibhausgasemissionen, Gesundheit und Förderung des Wohlbefindens, Wasserverbrauch, Klimaresilienz, Lebenszyklus-Kosten und -Wert sowie Ressourceneffizienz. Damit geht der EU-Nachhaltigkeitsrahmen deutlich weiter als die bislang gebräuchlichen Zertifizierungssysteme für nachhaltiges Bauen. Die umfassen in der Regel noch nicht den kompletten Lebenszyklus eines Gebäudes. Ausnahmen bestätigen die Regel: So enthält beispielsweise die neueste Version des Zertifizierungsprogramms der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB) bereits Level(s)-Indikatoren.
Level(s) wurde auch entwickelt, um quasi eine „gemeinsame europäische Sprache“ für Bauträger und Investoren, Bau- und Handwerksunternehmen, Architekten und Ingenieure sowie private oder berufliche Gebäudenutzer – kurz, für die gesamte Wertschöpfungskette des Bausektors – zu entwickeln. Level(s) generiert europaweit gemeinsame Indikatoren zur Messung der Nachhaltigkeit von Gebäuden über ihre gesamte Lebensdauer. Das Rahmenprogramm repräsentiert so also den aktuellen europäischen Konsens zu nachhaltigem Bauen.
Recyclen – Downcyclen - Upcyclen
Gerade die beiden Punkte Lebenszyklus-Kosten und -Wert sowie Ressourceneffizienz rücken die in einem Gebäude verwendeten Materialien und Werkstoffe in den Fokus. Das „Cradle-to-cradle“-Prinzip (C2C) verlangt von allen Produkten (beziehungsweise den biologischen oder technischen Stoffen und Materialien, aus denen sie bestehen) idealerweise die möglichst hundertprozentige Wiederverwertbarkeit. Beim Recyclen eines beliebigen Stoffes gibt es dabei zwei Möglichkeiten. Die eine ist das Downcyclen. Ein Beispiel: Der beim Abriss eines Gebäudes anfallende verbaute Beton kann nicht zu hundert Prozent für die gleiche Funktion wieder verwendet werden. Allenfalls kann man ihn als sogenannten RC-Beton neuem Beton beimischen, in Deutschland beispielsweise mit Anteilen von 35 - 45 Prozent. Der Baustoff Beton lässt sich also, zumindest derzeit, lediglich downcyclen.
Ähnlich verhält es sich mit der Wiederverwendbarkeit von Kunststoffen, die in dem abgerissenen Gebäude vielleicht für die Energie- oder Wasserversorgung eingesetzt waren. Diese lassen sich ebenfalls lediglich downcyclen. Denn: Beim Rezyklierprozess von beispielsweise Trinkwasserleitungen aus Kunststoff wird die ursprüngliche Anordnung der Makromoleküle zerstört. Genau die bedingte aber die trinkwassertauglichen Eigenschaften des Werkstoffs. Deshalb dürfen Rohrleitungen aus rezyklierten Kunststoffen nicht im Kontakt mit Trinkwasser oder Gas verbaut werden.
Die beiden Beispiele zeigen, wie sich Produkte auf die Wertschöpfung über den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes auswirken. Daran wird deutlich, wie wichtig schon bei der Planung eine perspektivisch auf den künftigen Rückbau blickende Bau- und Werkstoffauswahl ist – der Neubau von heute ist das Rohstofflager von morgen…