Klimaschutz ist wichtig. Genauso wichtig ist die Anpassung an den Klimawandel, sagt der VDI.
VDI mit konkreten Empfehlungen
Klimaschutz ist wichtig. Genauso wichtig ist die Anpassung an den Klimawandel, sagt der VDI.
Der Klimawandel ist mit den derzeitigen Maßnahmen nicht mehr aufzuhalten, urteilt der Verein Deutscher Ingenieure (VDI). Deshalb müsse der Fokus auf der Anpassung liegen. Denn: „Klimasignale wie Hitzewellen, Starkregenereignisse oder Trockenheit und Dürre treten zunehmend auf. Zukünftig werden derartige Extremwetterereignisse klimawandelbedingt an Intensität und Häufigkeit noch weiter zunehmen. Dadurch sind immer mehr Menschen von den Folgen des Klimawandels betroffen“, so der VDI. Mit der konkreten Handlungsempfehlung „Stadtentwicklung im Klimawandel“ sollen "Maßnahmen und Strategien für eine klimaangepasste Zukunft aufgezeigt, technische Lösungen und Innovationen angeboten und entsprechende Impulse an die Politik herangetragen werden.“ Basis für die Handlungsempfehlung ist die Richtlinie VDI 3787 Blatt 8 „Umweltmeteorologie; Stadtentwicklung im Klimawandel“.
Das Papier unterscheidet zwischen grüner, blauer und grauer Infrastruktur. Grün meint dabei alle Aspekte städtischer Begrünung, blau die Wasserver- und entsorgung, während die graue Infrastruktur Gebäude und baulichen Elemente umfasst. Unter blauer Infrastruktur thematisiert das Papier in erster Linie Maßnahmen gegen Starkregenereignisse und die daraus resultierende, zunehmende Gefahr von Überschwemmungen. Aber auch Trinkwasser spielt eine Rolle: „Hinsichtlich der Linderung von Hitzestress sind auch die unterschiedlichen Einsatzmöglichkeiten von Wasser in Form von Wasserspielen, Gradierwerken und Laufbrunnen zu sehen, die Verdunstungskälte erzeugen und somit der kurzfristigen Erfrischung oder auch als Brunnen mit Trinkwasser dienen können“, empfiehlt der VDI.
Wie aber ist die Trinkwasserversorgung generell an den Klimawandel anzupassen? Parallel zu den steigenden Temperaturen der Atmosphäre erwärmt sich beispielsweise auch der Boden (siehe Grafik). Das belegen Messungen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) über die vergangenen 30 Jahre. Demnach stiegen in diesem Zeitraum die Bodentemperaturen klimabedingt um bis zu 3 K. Und in diesem Boden verlaufen die Trinkwasserleitungen der Versorger vom Wasserwerk zum Hausanschluss. Daher liegen heute schon die Temperaturen des Trinkwassers am Hauseingang zeitweise deutlich über 16 °C. Als haustechnische „Faustregel“ gelten jedoch 14 °C. Das macht es schwierig, die Zielmarke von weniger als 25 °C, noch besser: weniger als 20 °C, an der Zapfstelle zu halten, insbesondere in Geschossbauten. Idealerweise sollte das vom Versorger bereitgestellte kalte Trinkwasser nicht nachträglich abgekühlt werden müssen.
Perspektivisch sind Trinkwasserinstallationen also nicht nur energetisch und hygienisch zu planen, sondern zudem an den Klimawandel anzupassen. Eine zielführende Maßnahme dafür ist beispielsweise die generelle Verringerung des Anlagenvolumens einer Trinkwasserinstallation. Auch ein geringeres Volumen des auf Temperatur gehaltenen Trinkwassers warm würde die unerwünschte Erwärmung des Trinkwassers kalt vermeiden, weil es in Schächten und Vorwand häufig zu Wärmeübertragung kommt. Für Planer und Betreiber empfiehlt sich daher schon heute, die komplette Trinkwasserinstallation im „Dreiklang“ von Trinkwasserhygiene, Energie und Wasservolumina zu betrachten.
Mittwoch, 26.04.2023