Wenn dann auch noch die Geräusche unschöne Bilder im Kopf entstehen lassen, zum Beispiel wenn der „Obermieter“ die Toilettenspülung drückt und Sie die Strömungsgeräusche des Abwassers in den Ohren haben, während Sie genüsslich am Brotzeittisch sitzen – ja spätestens dann hört die Freundschaft wirklich auf.
Das sind nur einige von zahlreichen Gründen, warum auf Schallschutz im Wohnungsbau besonderen Wert gelegt werden sollte. Lärm macht nervös und aggressiv, daher erhöhen Wohngebäude mit erhöhtem Schallschutz den Wohnkomfort. Wo aber ist erhöhter Schallschutz nötig und wie wird er erreicht? Wir haben uns mal speziell mit der Gebäudeentwässerung beschäftigt und versucht, die wichtigsten sieben Fragen in diesem Zusammenhang zu beantworten, damit Sie zumindest zu Hause in Ihren eigenen vier Wänden Ihre Ruhe haben. Man muss ja schließlich schon tagsüber mit so allerlei Lärm fertig werden.
Im deutschen SHK-Markt tummeln sich inzwischen gut über ein Dutzend verschiedene "Schallschutzrohrsysteme". Zu jeder größeren Messe kommt mindestens ein neues Produkt heraus. Zudem gibt es verschiedene Rohrwerkstoffe. Soll es Kunststoff sein, Edelstahl oder vielleicht doch lieber Gusseisen? Worauf sollte die Entscheidung basieren?
Wieviel Schallschutz braucht man eigentlich?
Die maximalen Schalldruckpegel aus gebäudetechnischen Anlagen in dB(A) sind in verschiedenen Regelwerken zu finden:
Die Mindestanforderungen der DIN 4109-1 sind verpflichtend, diese Schallwerte dürfen nicht überschritten werden. Der erhöhte Schallschutz der VDI 4100 gilt, wenn er vertraglich festgelegt wurde; jedoch auch ohne vertragliche Festlegung wird im Streitfall häufig eine der Schallschutzstufen der VDI 4100 als "allgemein anerkannte Regel der Technik" angesehen und kann bei Nichteinhaltung zu Haftungsproblemen führen!
Wie berechnet man den Schallpegel im Gebäude?
Auch wenn Körperschall von Bauteilen rechnerisch schwer erfassbar und der tatsächliche Schallpegel somit nicht genau berechenbar ist, gibt die DIN 4109-36 Vorgaben für den rechnerischen Nachweis für gebäudetechnische Anlagen anhand von Referenzlösungen. Beim Abflussrohrsystem sind hier akustische Kennzahlen einzusetzen, die nach DIN EN 14366 im Prüfstand zu ermitteln sind. Prüfungen nach DIN EN 14366 werden ausschließlich durch unabhängige anerkannte Labore wie zum Beispiel das Fraunhofer-Institut für Bauphysik IBP in Stuttgart durchgeführt.
Wie erzeugt Abwasser Geräusche?
Abwassergeräusche in Abflussleitungen setzen sich zusammen aus:
- Fließgeräuschen in waagerechten und senkrechten Leitungen – erzeugt durch Reibung an der Rohrinnwand. Sie werden verringert durch glatte Innenwandungen und verstärkt durch Spalten, Versatz sowie allgemein durch Richtungswechsel.
- Glucker- und Sauggeräuschen – dies allerdings nur bei Verlege- und Auslegungsfehlern, wie zum Beispiel mangelnder Belüftung.
- Aufprallgeräuschen in Fallleitungen, vor allem an Verziehungen und bei der Umlenkung in die liegende Leitung
Was tut man gegen Geräusche?
Erste Maßnahme: Lassen Sie das Wasser schon mal so wenig Geräusche wie möglich machen!
- Fließgeräusche reduziert man durch optimierte Leitungsführung hinsichtlich Gefälle und der Ausführung von Kurven und Abzweigungen. Kleine Winkel und einsatzgerechtes Gefälle sorgen für mittlere Fließgeschwindigkeiten mit möglichst wenig Verwirbelungen.
Außerdem entscheidet das Rohrsystem mit. Glatte Innenwände und optimierte, praxisgerechte Formstücke sorgen für einen ruhigen Abwasserfluss.
- Gluckern spricht für Probleme bei der Be- und Entlüftung. Normgerechte Auslegung der Lüftung verhindert dies zuverlässig bei allen Rohrmaterialien.
- Das Aufprallen des Wassers in Verziehungen und beim Übergang in die liegende Leitung ist nicht zu verhindern, nur abzumildern, indem Verziehungen möglichst vermieden werden und der Übergang in die liegende Leitung mit 45°-Bögen und Beruhigungsstrecke ausgeführt wird.
Zweite Maßnahme: Die unvermeidlichen Geräusche muss das Rohr schlucken!
Welche Materialien schlucken Schall am besten?
Nehmen wir uns doch mal ein Dach als Vorbild. Aufprallgeräusche von Wasser entstehen nicht nur in Rohren – sondern etwa auch auf Dächern. Starkregen ist allgemein laut. Besonders ohrenbetäubend ist er aber auf ungedämmten Dächern aus dünnen, leichten Materialien wie Trapezblech. Auf schweren Dachpfannen dagegen ist keine zusätzliche Geräuschbelästigung wahrzunehmen.
Genauso verhält es sich mit Abflussrohrwerkstoffen: Leichte Rohre sind im Luftschall laut. Schwere Rohre wie Gussrohre dagegen schlucken den Schall.
Nehmen wir uns doch mal Hauswände als Vorbild. Es gibt natürlich Alternativen zur reinen Masse. Wenn eine Wand – zum Beispiel zwischen zwei Doppelhaushälften - allein nicht dick oder schwer genug ist, den Schall ausreichend zu dämmen, wird nachgedämmt. Dabei ist die Regel: Entweder muss eine weich federnde Schicht aufgebracht werden, oder eine feste Vorsatzschale, die aber mit dem Rest der Wand nicht oder nur weich federnd verbunden sein darf. In der Regel wird eine dicke Schicht Mineralwolle eingezogen.
Mehrschichtigen Wandaufbau bei Abflussrohren gibt es durchaus in verschiedenen Versionen. Aber urteilen Sie selbst: entspricht eine davon ab Werk den bewährten Prinzipien der Schalldämmung bei Hauswänden (weich federnde Schicht oder mehrere nicht verbundene Schichten)? Sind wir ehrlich: höchstens eine nachträgliche, bauseitige Dämmung kommt diesem Prinzip nahe. Bei einer Hauswand würde niemand auf die Idee kommen, miteinander verklebte dünne Kunststoffplatten als Schalldämmung einzusetzen.
Unabhängige Schallschutzexperten sagen: Steifigkeit, Rohrdichte sowie Dicke der Rohrwand haben einen wichtigen Einfluss auf das Geräuschverhalten eines Abflussrohrsystems. Vereinfacht gilt: je schwerer das Rohr, umso besser sein akustisches Verhalten.
Prüfberichte können die Leistungsfähigkeit von Rohrmaterialien belegen. Die durch den unterschiedlichen Rohraufbau verursachten Pegelunterschiede zeigen sich in Prüfberichten in dem bei offenen Schellen gemessenen Luftschalldruckpegel La,A.
Der Luftschallpegel ist also das Maß der Dinge, um die Schallschutzwirkung eines Rohrsystems bzw. Werkstoffs im Vergleich mit anderen zu beurteilen.
Düker hat bereits 2010 als einer unter wenigen Rohrherstellern den Luftschalldruckpegel La,A nach DIN EN 14366 im Prüfbericht P-BA 214/2010 angeben lassen und veröffentlicht.
In sehr vielen anderen Prüfberichten wurde diese Angabe auf Wunsch des Herstellers unterlassen.
Der Luftschalldruckpegel La,A beträgt bei Düker „SML“ bei einem Volumenstrom von 2,0 l/s (entspricht in etwa einer WC-Spülung) 44 dB(A).
Unser Tipp: Fordern Sie Angaben zum Luftschalldruckpegel La,A nach DIN EN 14366 auch von anderen Rohrherstellern an. Beachten Sie dabei: Ein um 3 dB(A) höherer Wert entspricht in etwa einer doppelten Schallintensität!
Was, wenn der Hersteller nur den Installations-Schallpegel angibt?
Von einigen Rohrherstellern erhält der Planer oder Installateur lediglich Angaben zum Installations-Schallpegel LIn im Raum UG hinten. Teilweise wird diese Angabe nicht einmal für das Abflussrohr allein mitgeteilt, sondern lediglich innerhalb kompletter Installationssysteme.
Der Installationsschallpegel LIn wird aber wesentlich von der Art und Ausführung der Befestigung beeinflusst. Unabhängige Schallschutzexperten sagen: In direkter Abhängigkeit von der Befestigungsart des Rohres können die Unterschiede in den Messwerten im Prüfstand bis zu 20 dB betragen. In der Vergangenheit wurden Rohrschellen bei Prüfungen häufig so montiert, dass zwar sehr gute Werte erzielt wurden, die Rohrbefestigung jedoch keineswegs mehr praxisgerecht war. Extrem gute Werte erzielt man entweder mit exotischen Sonderlösungen, deren Praxistauglichkeit separat betrachtet werden muss – oder bei Standardschellen durch nur lockeres Verschrauben der beiden Schellenhälften, was definitiv nicht praxisgerecht ist. Weitere Einflussfaktoren in der Baustellenpraxis sind sonstige Schallbrücken, die etwa durch die Montage von Brandschutzmanschetten geschaffen werden.
Auszug aus den „Hinweisen zu Prüfungen des Geräuschverhaltens von Abwassersystemen im Prüfstand nach DIN EN 14366“ des Fraunhofer-Instituts für Bauphysik IBP Stuttgart vom 1. Juni 2016:
„Die in Prüfberichten dargestellten Messergebnisse gelten grundsätzlich nur für die Kombination aus Abwasserrohr und verwendeter Rohrschelle. Der Installations-Schallpegel im Raum hinter der Installationswand, an der das Abwasserrohr befestigt ist (…), wird wesentlich durch die Art und die Montagebedingungen der Rohrschelle beeinflusst. Wohingegen der Luftschallpegel im Installationsraum, in dem das Abwasserrohr montiert wird (…), hauptsächlich die akustische Eigenschaft des Rohrmaterials wiedergibt.“
Düker hat den Installations-Schallpegel LIn im Raum UG hinten mit Standard Stahlrohrschellen mit Elastomereinlage im Prüfbericht P-BA 214/2010 angeben lassen und veröffentlicht. In sehr vielen anderen Prüfberichten wurden lediglich Werte für Sonderbefestigungen angegeben.
Der Installations-Schallpegel LIn im Raum UG hinten beträgt bei Düker „SML“ bei einem Volumenstrom von 2,0 l/s (entspricht in etwa einer WC-Spülung) 20 dB(A).
Unser Tipp: Wenn Sie nicht die im Prüfbericht des Herstellers verwendeten Sonderbefestigungen verwenden wollen, sind die mit diesen Schellen erzielten Prüfergebnisse beim Installationsschallpegel für Sie vollkommen irrelevant. Unter Umständen fallen die Ergebnisse mit Standardschellen um bis zu 20 dB höher aus.
Wie sorgen Prüfinstitute für mehr Seriosität?
Das Fraunhofer-IBP hat die Problematik erkannt. Sonderbefestigungen können zwar weiter geprüft werden, aber unsachgemäße Montage wird nicht mehr geduldet. Seit 2014 wird die Montage der Rohre für den Versuch ausschließlich durch Personal des Fraunhofer-IBP oder vom IBP beauftragtem Personal hergestellt. Zusätzlich bietet das IPB eine ergänzende Messung mit einer Referenzschelle an, einer handelsüblichen Stahlrohrschelle mit Elastomereinlage.
Das sagen unabhängige Experten: Ein Vergleich von Messungen an Abflussrohren ist nur möglich, wenn die Art und die Montage der verwendeten Rohrschellen exakt gleich ist.
Durch die bis Ende 2013 geduldete Praxis bei der Montage von Prüfaufbauten durch die Hersteller selbst ist ein Vergleich aufgrund älterer Prüfzertifikate nicht möglich.
Auch wenn die Prüfung des Düker „SML“-Systems schon im Oktober 2010 erfolgte, wird die Vergleichbarkeit mit aktuellen Prüfungen durch Fraunhofer IBP ausdrücklich bestätigt. Die praxisgerechte Montage wurde vor der Messung von den IBP-Mitarbeitern in Augenschein genommen.
Autor
Jürgen Marschall
Vertriebsleitung Deutschland
Abflusstechnik
Düker GmbH
D-97753 Karlstadt
Fax (0 93 53) 7 91-1 98
verkauf.abflusstechnik@dueker.de