Schädliche Wohnfeuchte in Gebäuden ist nicht nur im (Altbau-)Bestand ein Thema. Auch im energieeffizienten Neubau rückt Feuchte und ihr optimales Management immer mehr in den Fokus. Während Bauphysiker die Sache theoretisch angehen und nützliche Software-Tools anbieten, entwickeln innovative Unternehmen praktische Lösungen.
Feuchte Wände und Fundamente, Fäulnis in Fensterrahmen und Fußböden, undichte Dächer – freiwillig möchte so niemand wohnen. Tatsächlich jedoch leben 14 Prozent der Bevölkerung Deutschlands, das sind immerhin rund 11,5 Millionen Menschen, gezwungenermaßen unter derartigen unkomfortablen, mitunter sogar gesundheitsgefährdenden Bedingungen - nach eigenen Angaben, im Jahr 2008, laut Destatis. Schwacher Trost: EU-weit war der Anteil der in „Feuchtgebieten“ Wohnenden mit knapp 17 Prozent noch höher.
Falsch liegt, wer annimmt, Wohnfeuchte sei ein Problem im Bestand, vornehmlich des Altbaus. Auch der energieeffiziente Neubau ist betroffen. Laut Fraunhofer-Institut für Bauphysik (IBP) rufen die zunehmende Luftdichtheit, diffusionshemmende Dämmsysteme und die Baufeuchte Feuchteschäden und Schimmelpilzwachstum hervor. Vor diesem Hintergrund gewinnt das Feuchte-Management in Gebäuden rasant an Bedeutung.
„Trockene“ Theorie versus „feuchte“ Praxis
Das weltweit am meisten verbreitete Standardwerk der Gebäudeanlagentechnik ist dazu das „ASHRAE Handbook of Fundamentals“, herausgegeben von der American Society of Heating, Refrigerating and Air-Conditioning Engineers (ASHRAE). Die neueste Ausgabe von 2017 wurde jetzt unter Mitwirkung von Wissenschaftlern des IBP durch das Kapitel „Feuchtemanagement in Gebäuden“ ergänzt. „Es befasst sich eingehend mit den verschiedenen Ursachen von Feuchteproblemen und hilft bei der Quantifizierung von Feuchtequellen und -senken. Es zeigt außerdem, welche zentrale Rolle die Feuchtespeicherung in den Oberflächenschichten der Gebäudehülle und des Mobiliars – auch Feuchtepufferung genannt – für ein gesundes und behagliches Raumklima spielt“, erklärt Prof. Dr. Hartwig Künzel, einer der Verfasser.
Feuchtepuffer gleichen Feuchtespitzen aus, die beim Kochen oder Duschen in Wohnräumen entstehen. Sie nehmen die Feuchte kurzfristig auf und geben sie danach genauso schnell wieder an die Raumluft ab. So tragen sie zu einem behaglichen Wohnklima bei. Gute Feuchtepuffer sind beispielsweise Kalksandstein als Mauerwerk (mit einer Feuchteaufnahmefähigkeit von rund 8,5 g/m2), Kalk- und Lehmputze. Gipsputze sind hingegen weniger als Puffer geeignet.
Laut IBP helfen solche Informationen Architekten und Planern bei den richtigen Entscheidungen, wenn sie eine hygrothermische Gebäudesimulationen durchführen. Ein dafür geeignetes Tool ist beispielsweise das PC-Programm WUFI plus: „Es untersucht die hygrothermische Wechselwirkung zwischen Bauteilen und Raumklima. Die Verknüpfung von hygrothermischer Bauteilsimulation und energetischer Gebäudesimulation ermöglicht eine integrale Betrachtung der Interaktion von Gebäudehülle und Innenraum und deren Auswirkungen auf Raumklima, Komfort und Energiebedarf“, so das Institut.
Für die Praxis: Kondensabweiser
Grau ist alle Theorie und entscheidend ist auf dem Platz – sagt sich hingegen die haustechnische Industrie und sucht nach Lösungen für praktische Probleme: Durch das Lüftungsrohr in das Gebäude zurücktropfendes Kondenswasser ist eine leidige Quelle unerwünschter Wohnfeuchte. Ein neu entwickeltes Produkt von SitaVent dichtet diese Quelle nun zuverlässig ab, verspricht der Hersteller: „Der neue Kondensabweiser wird wie ein Schutzzylinder über das Lüfterrohr gestülpt. Er fängt kondensierende Feuchtigkeit aus der warmen Gebäudeluft auf, die sich an seiner Innenseite niederschlägt und von dort über den Regenabweiser des Systemlüfters auf die Dachhaut geleitet wird. Eine Schutzkappe deckelt das System und verhindert Feuchtigkeitseintrag von oben.“