Zu hohe punktuelle Bedarfe und hohe Wasserverluste fordern Versorger.
Trinkwasserversorgung nicht gefährdet
Zu hohe punktuelle Bedarfe und hohe Wasserverluste fordern Versorger.
Durchschnittlich 125 Liter Trinkwasser nutzte jeder Deutsche pro Tag im letzten Jahr. Das ist etwas weniger als im heißen ersten Corona-Jahr (129 Liter) und deutlich weniger als noch 1990 (147 Liter).
An heißen Sommertagen ändert sich das jedoch schlagartig: Da steigt der Verbrauch schon mal um bis zu 60 Prozent an – auf dann 200 Liter kostbares Trinkwasser! Der Grund, laut der "Zahl der Woche" vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW): „Die Menschen bewässern ihre Gärten, duschen häufiger und befüllen ihre Pools mit mehreren Tausend Litern Wasser.“ Und ein durchschnittlicher Aufstellpool von knapp vier Metern Durchmesser hat eben ein Volumen von 6.500 Litern – den 52-fachen Tagesbedarf einer Person!
Nun war es nicht der Wassermangel, der in den letzten heißen Sommern zu Engpässen in der Trinkwasserversorgung führte. Sondern eher, dass an heißen Tagen zu viel Wasser auf einmal angefordert wurde. Martin Weyand, BDEW-Geschäftsführer Wasser/Abwasser, erklärt dazu: „Das kann die Systeme überfordern, deren Pumpleistung, Aufbereitungs- oder Leitungs- und Hochbehälterkapazitäten auf einen niedrigeren Bedarf zugeschnitten sind. Können diese Systeme nicht mehr genügend Wasser pro Zeiteinheit weiterleiten, müssen Gemeinden kurzfristig Gartenbewässerung und Poolbefüllungen untersagen. Das gibt den Speichern Zeit, sich wieder zu füllen und die Trinkwasserversorgung zu sichern. Denn die hat absolute Priorität.“ Zudem sei es sinnvoll, den Garten nicht in den heißen Mittagsstunden zu bewässern und den Pool nicht zu den Hauptverbrauchszeiten am Vormittag oder frühen Abend zu befüllen, so Weyand.
Darüber hinaus mahnt Weyand die Stärkung und den Ausbau der Infrastruktur an: „Hierzu investieren die Trinkwasserversorger zum Beispiel in neue Leitungssysteme, den Aus- bzw. Neubau von Talsperren, die Ausweisung von Wasserschutzgebieten und neue Wasserwerke.“
In neue Trinkwasserleitungssysteme sollte auch die Stadt Frankfurt investieren. Denn: Laut Wasserbilanz Rhein-Main versickern jährlich 3,3 Mio. m3 Trinkwasser aus den maroden Leitungen der hessischen Metropole. Das ist der Tagesbedarf (125 Liter) für 26 Millionen Menschen! Im gesamten Regierungsbezirk Darmstadt mit vier Millionen Einwohnern gehen jährlich durch in die Jahre gekommene Leitungen 14 Mio. m3 Trinkwasser verloren – der jährliche Bedarf einer Großstadt mit 313.000 Einwohnern …
Im Jahr 2019 lagen die Trinkwasserverluste in Deutschland übrigens bei rund sechs Prozent, bezogen auf das Bruttowasseraufkommen. Das ist der beste Wert innerhalb der EU. Bei den durch Dürre besonders geplagten Staaten am Mittelmeer – Spanien, Frankreich und Italien – liegen die Verlustraten deutlich höher, bei durchschnittlich 25 Prozent! „Spitzenreiter“ in der EU ist Bulgarien: Da versickert sogar die Hälfte des Trinkwassers … (Quellen: Statistisches Bundesamt und Statista)
Dienstag, 15.08.2023