Immer mehr Handwerker müssen Aufträge ablehnen – mangels qualifizierter Mitarbeiter. Parallel bleiben immer mehr offene Stellen im Baugewerbe unbesetzt. Helfen Steigerungen der Produktivität seitens der Zulieferer aus diesem Dilemma?
Höchststand an offenen Stellen und Auftragsablehnung
Immer mehr Handwerker müssen Aufträge ablehnen – mangels qualifizierter Mitarbeiter. Parallel bleiben immer mehr offene Stellen im Baugewerbe unbesetzt. Helfen Steigerungen der Produktivität seitens der Zulieferer aus diesem Dilemma?
Wegen Reichtum geschlossen? Weit mehr als zwei Drittel aller im Baugewerbe tätigen Handwerker mussten im letzten Jahr Aufträge ablehnen – mit deutlich steigender Tendenz im Vergleich zu 2017. Bei den SHK-Installateuren lag die Ablehnungsquote bei sagenhaften 71 Prozent…
Leider ist nicht Reichtum Ursache dieser doch recht hohen Quote, sondern es sind schlicht fehlende personelle Kapazitäten. Im Jahr 2017 wurden in erster Linie Aufträge für Maßnahmen im Bestand und Sanierungsprojekte abgelehnt, wie die B + L Marktdaten GmbH untersucht hat. Die Kapazitäten konzentrierten sich auf den Neubau. Diese Tendenz setzte sich 2018 fort, allerdings leicht rückläufig. Mittelfristig werden aber Baumaßnahmen im Bestand wieder an Bedeutung gewinnen, prophezeit die B+L-Gesellschaft. Der in der Branche grundsätzlich höhere Anteil von Sanierungsaufträgen an den gesamten Aufträgen wurde bei diesen Betrachtungen berücksichtigt.
Stellt sich die Frage, wie denn die Kapazitäten des Handwerks erweitert werden könnten. Als Ursache beschreiben sowohl der Arbeitsmarkreport 2019 des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK) als auch die aktuelle B+L-Erhebung den stetig steigenden Mangel an qualifizierten Bewerbern. Extremes Beispiel dafür sind die offenen Stellen im Baugewerbe im Vergleich des jeweiligen vierten Quartals 2017 zu 2018: Der Anstieg lag bei mehr als 37 Prozent! (98 zu 134 Tausend Stellen)
Ein ganz bestimmter demografischer Aspekt wird in den nächsten Jahren zusätzlich an Bedeutung gewinnen: Der altersbedingte Austritt von qualifizierten Mitarbeitern wird immer häufiger als das entscheidende Motiv für die intensive Suche nach Personal genannt. „Unabhängig von der Bauaktivität wird daher der Renteneintritt der geburtenstarken Jahrgänge das Bauhandwerk zukünftig prägen, wenn eine große Gruppe an Fachkräften zeitgleich die Betriebe verlässt“, stellt das B+L-Panel nüchtern fest. Selbst bei steigenden Lehrlingszahlen komme es Mitte bis Ende der 20er-Jahre zu weiteren Engpässen, so B+L weiter. Das Marktforschungsunternehmen sieht die Zulieferindustrie des Handwerks gefordert: „Produkte mit einem hohen Vorfertigungsgrad, Standardisierungen sowie serielles Bauen können zu den benötigten Produktivitätssteigerungen beitragen. Nur wenn entsprechende Lösungen gefunden und umgesetzt werden, lässt sich dem (zukünftigen) Fachkräftemangel erfolgreich begegnen.“
Dienstag, 02.04.2019