Nitrat, Pflanzenschutzmittel, Arzneien: Immer mehr solcher (Mikro-)Verunreinigungen werden in unseren Gewässern nachgewiesen. Werden diese Einträge nicht verhindert, kommen auf Wasserversorger enorme Investitionen in die Rohwasser-Reinigung zu. Zahlen muss das der Verbraucher…
Trinkwasser ist unser wichtigstes Lebensmittel. Hygienisch einwandfrei und damit gesund muss es sein. Zu 60 Prozent wird es aus Grundwasser gewonnen, 12 Prozent stammen aus Seen und Talsperren, den Rest teilen sich Quellwasser, angereicherte Grundwässer sowie Wässer aus Uferfiltrat und Flüssen.
Von daher wirken Meldungen höchst beunruhigend, die Stickstoff (Nitrat), resistente Antibiotika und selbst Medikamente wie Dicloflenac und Ibuprofen, beides Schmerzmittel, in Seen, Flüssen und Abwässern nachweisen. Durch verfeinerte Analyseverfahren werden immer häufiger solche Mikroverunreinigungen entdeckt.
Aktuell schlägt das Umweltbundesamt (UBA) ein Maßnahmepaket vor, um die Stoffeinträge von Arzneimitteln, Pflanzenschutzmitteln (PSM) und Bioziden in Gewässer zu minimieren. Zudem könne eine vierte Reinigungsstufe in kommunalen Kläranlagen den weiteren Eintrag in die Gewässer reduzieren. Mehrkosten: Sechzehn Euro pro Person und Jahr, rechnet das UBA. Insgesamt also… Millionen!
Kooperationen zwischen Versorgern und Landwirten
Was aber kann der Versorger tun, um die (Mikro-) Verunreinigungen aus dem Rohwasser zu entfernen? Und was kostet das den Verbraucher? Das sei am Beispiel des Nitrats erläutert. Mehr als ein Viertel (Stand 2017) der Grundwasserkörper in Deutschland überschreiten inzwischen die Qualitätsnorm von 50mg Nitrat pro Liter (siehe Karte). Das ist der maximal zulässige Grenzwert für Trinkwasser.
Inzwischen finden sich zahlreiche und höchst unterschiedliche Kooperationen von Trinkwasser-versorgern und Landwirten zur Verringerung der Nitrat-Einträge. Ziel dieser Modelle ist, „durch Beratungen oder durch Prämienzahlungen an die Landwirte eine gewässerschonende Bewirtschaftung der wasserwirtschaftlich relevanten Flächen zu gewährleisten“ so das UBA. Die Modelle seien zwar erfolgreich, erreichten allerdings nicht den angestrebten Wert von 50 mg/l Nitrat im neu gebildeten Grundwasser.
Weiter versuchen die Wasserversorger, mit dem Vertiefen und Verlagern von Brunnen oder dem Mischen verschiedener Rohwässer den Grenzwert einzuhalten. Das sei so lange pure Aufschieberitis, bis die Nitratbelastung insgesamt verringert werde, meint das UBA.
Mehrkosten von 134 Euro pro Jahr pro Familie
Zur Entfernung von Pflanzenschutzmitteln (PSM) und Nitrat aus dem Rohwasser existieren laut UBA verschiedene Verfahren, deren optimaler Einsatz von lokalen Faktoren abhängt:
- die biologische Denitrifikation,
- das CARIX-Verfahren,
- die Elektrodialyse,
- die Umkehrosmose (für die Nitratentfernung),
- die Aktivkohle-Adsorption,
- die Oxidation mit Ozon (für die Entfernung von PSM).
Das UBA hat in einer Studie die Kosten der Aufbereitung von Nitrat- und PSM-haltigen Rohwässern in vier Modellregionen ausgerechnet. Das Ergebnis: Für die vier Modell-Wasserwerke liegen die Gesamt-Aufbereitungskosten (Betriebs- und Investitionskosten) zwischen 0,55 und 0,76 €/m³ Trinkwasser.
Und: Die Wasserrechnung einer vierköpfigen Familie stiege in Gebieten, in denen kein Ausweichen vor belastetem Rohwasser mehr möglich ist, um 32 bis 45 Prozent, also um bis zu 134 Euro im Jahr.