Rund 300.000 Wohnungen wurden 2022 fertiggestellt. Aber: Bauüberhang steigt weiter auf nahezu 900.000 Einheiten.
Knapp 23.000 Baugenehmigungen in 2022 erloschen
Rund 300.000 Wohnungen wurden 2022 fertiggestellt. Aber: Bauüberhang steigt weiter auf nahezu 900.000 Einheiten.
Er steigt und steigt und steigt: Im letzten Jahr lag der Bauüberhang – die Differenz zwischen genehmigten und noch nicht fertiggestellten Wohnungen – bei 884.800 Einheiten. Davon befanden sich 462.900 bereits im Bau, wie das Statistische Bundesamt (Destatis) mitteilt. Allerdings verläuft der Anstieg langsamer als noch 2021. Das kann zum Teil an den knapp 23.000 Baugenehmigungen liegen, die im letzten Jahr erloschen sind, vermuten die Statistiker. Im Wohnungsbau liegt die Abwicklungsdauer, also die Zeit zwischen Genehmigungserteilung bis zur Fertigstellung, inzwischen bei 22 Monaten und ist damit zwei Monate länger als noch im Jahr 2020 – wohl eine Folge gestörter Lieferketten. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 295.300 neue Wohnungen fertiggestellt, rund 2.000 mehr als im Jahr zuvor.
Im ersten Quartal dieses Jahres scheint sich der Bauüberhang zu reduzieren, wenn auch anders als eigentlich zu wünschen wäre: Die Baugenehmigungen von Januar bis März (Q1) rutschten im Vergleich zu Q1 2022 um mehr als 25 Prozent in den Keller! Im Einzelnen sanken die Genehmigungen laut Destatis um:
Minus 31,1 Prozent bei Einfamilienhäusern,
minus 51,9 Prozent (!) bei Zweifamilienhäusern und um
minus 25,2 Prozent bei Mehrfamilienhäusern.
Insgesamt wurden im diesjährigen ersten Quartal 68.700 Baugenehmigungen erteilt. „Zum Rückgang der Bauvorhaben dürften weiterhin vor allem hohe Kosten für Baumaterialien und zunehmend schlechtere Finanzierungsbedingungen beigetragen haben“, so Destatis. Dazu passt diese Meldung des Verbandes deutscher Pfandbriefbanken (vdp): Die im vdp zusammengeschlossen Kapitalgeber reichten im ersten Quartal Immobiliendarlehen über 25,6 Milliarden Euro aus – ein Minus von 50 Prozent im Vergleich zum gleichen Zeitraum des Vorjahres (siehe Grafik). Allerdings verzeichnete das erste Quartal 2022 aufgrund von Vorzieheffekten ein Rekordergebnis. Generell sei jedoch laut vdp die Erschwinglichkeit von Wohneigentum deutlich zurückgegangen.
„So lange die gegenwärtige Phase der Unsicherheit über die weitere Preis- und Zinsentwicklung noch nicht abgeschlossen ist, dürfte auch die Nachfrage nach Finanzierungen verhalten bleiben“, so vdp-Hauptgeschäftsführer Jens Tolckmitt.
Mittwoch, 24.05.2023