Bauhandwerker richten sich in erster Linie nach Wünschen ihrer Kunden.
Öffentliche Hand gefordert
Bauhandwerker richten sich in erster Linie nach Wünschen ihrer Kunden.
„Grünes“ Bauen ist kein kurzfristiger Modetrend. Und wird künftig sogar den Wettbewerb entscheiden. Das zeige eine aktuelle Umfrage unter bauhandwerklichen Verarbeitern, so die Strategieberatung Simon-Kucher & Partners. Mehr als die Hälfte der Bauhandwerker bezieht bereits heute regelmäßig nachhaltige Produkte für die weitere Verarbeitung. Ausschlaggebend dafür seien in erster Linie die Wünsche der Kunden. Je ein Fünftel tut das aber auch wegen regulatorischer Anforderungen oder um sich am Markt besser aufzustellen. „Die Kunden fordern Nachhaltigkeit ein und sind zunehmend bereit, mehr dafür zu bezahlen. Darauf reagieren die Verarbeiter entsprechend“, sagt dazu Jan Haemer von Simon-Kucher & Partners. „Unsere Studie zeigt: Trotz Inflation erwartet fast die Hälfte der Verarbeiter eine stabile oder sogar steigende Nachfrage nach nachhaltigen Bauprodukten. Und gesetzliche Rahmenbedingungen wie die EU-Offenlegungsverordnung für den Bausektor, die beispielsweise erfordert, dass dokumentiert werden muss, wie nachhaltig oder energieeffizient ein Gebäude entwickelt wird oder welche Materialien verwendet werden, verstärken diesen Trend zusätzlich.“
Zudem seien die Verarbeiter überzeugt, dass in fünf Jahren rund zwei Drittel aller Bauprodukte nachhaltig sein werden. Konkrete Kriterien dafür seien:
Lange Lebensdauer,
gesundheitliche Unbedenklichkeit und
Umweltfreundlichkeit.
Das habe Konsequenzen für die Hersteller: „Sie müssen jetzt die richtigen nachhaltigen Angebote entwickeln und vermarkten, um nicht im Wettbewerb zurückzufallen“, rät auch Sebastian Strasmann (Simon-Kucher). „Sie müssen ein ‚Grünes‘ Produktportfolio anbieten und Vertrauen in Umweltsiegel stärken, um Kaufbarrieren abzubauen. Und nicht zuletzt kann die Bauwirtschaft, mit ihrem Einfluss auf Rohstoff- und Energiekonsum im Gebäudelebenszyklus, damit auch ihrer sozialen Verantwortung für eine nachhaltige Entwicklung gerecht werden.“
Die Studie wurde im November mit 200 bauhandwerklichen Verarbeitern aus dem DACH-Gebiet durchgeführt (Deutschland, Österreich, Schweiz). Da hätte man sich durchaus eine höhere Beteiligung gewünscht ...
Nachhaltiges Bauen will ebenfalls die Bayerische Ingenieurekammer fördern. Die zentrale Stellschraube dafür sei das vermehrte Wiederverwenden von Baustoffen, meint nahezu die Hälfte der dazu befragten Mitglieder der Kammer. Dafür solle die öffentliche Hand mit gutem Beispiel vorangehen. So sei bei öffentlichen Bauvorhaben die Wiederverwendung von Bauteilen, ausgebauten Baustoffen sowie der Einsatz von güteüberwachten Sekundärbaustoffen vorzuziehen. Eine Nichtbeachtung müsse vergabewirksam und förderschädlich sein. „Wer die Wiederverwendung von Baustoffen anbietet, muss bessere Chancen haben, den Auftrag zu erhalten. Auch müssen Förderprogramme den Recyclingaspekt belohnen, damit der nachhaltige Weg finanziell attraktiv ist“, erklärt Prof. Dr. Norbert Gebbeken, Präsident der Kammer. „Um genau zu wissen, welche Baustoffe wo vorhanden sind und auf eine Neuverwertung warten, brauchen wir zudem Materialkataster, die diese Informationen zuverlässig bündeln“, so Gebbeken weiter.
Mittwoch, 08.02.2023