Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien, von denen es zahlreiche Arten gibt.
Probleme und Lösungen
Legionellen sind stäbchenförmige Bakterien, von denen es zahlreiche Arten gibt.
Baufachleute braucht aber lediglich eine Art zu interessieren, nämlich die „Legionella pneumophila“, die schlimmstenfalls zu Erkrankungen führen kann, und zwar zum Pontiac-Fieber oder zur Legionärskrankheit. Beide Erkrankungen wurden nach entsprechenden Ereignissen in den USA benannt. Das Pontiac-Fieber wurde erstmals 1968 in der namensgebenden Stadt der USA beobachtet. Sein Verlauf ähnelt dem einer Grippe, mit Symptomen wie Schüttelfrost, Fieber, Husten und Erbrechen. Die Krankheit ist unangenehm, aber nicht gefährlich, und meist sind die Betroffenen nach einigen Tagen wieder gesund und beschwerdefrei. Die Legionärskrankheit, korrekt Legionellose, ist da von ganz anderem Kaliber.
Tritt sie auf, verursacht das Bakterium nach einer Inkubationszeit von zwei bis zehn Tagen neben den Symptomen Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber, Verdauungsstörungen, Verwirrtheit sowie Schmerzen im Thoraxbereich, eine schwere Lungenentzündung, die unbehandelt in 15 bis 20 Prozent der Fälle zum Tode führt. Sie trat erstmals im Jahr 1976 bei einem Veteranentreffen in Philadelphia auf. Von den 4.400 Besuchern des Treffens erkrankten 180 Personen, wobei 29 von ihnen die Krankheit nicht überlebten. In diesem Fall war eine unzureichend gewartete Klimaanlage die Ursache der Epidemie. Die Krankheit wird nämlich nicht, wie häufig vermutet, durch den Genuss von belastetem Trinkwasser ausgelöst, sondern geht jeweils von der Lunge aus. Die Übertragung findet durch sogenannte Bioaerosole statt, also durch Bakterien, die den winzigen Wassertröpfchen in der Luft anhaften.
Solche Aerosole können immer dort entstehen, wo Wasser verwirbelt wird, also im Bereich von Duschen, Whirlpools, Luftbefeuchtern, Klimaanlagen usw. Werden diese Aerosole eingeatmet und gelangen sie in die tieferen Bereiche der Lunge, kann eine der beiden genannten Krankheiten auftreten. Gefährdet sind dabei insbesondere Menschen, deren Widerstandskraft aufgrund ihres Alters oder einer Schwächung des Immunsystems beeinträchtigt ist. In Deutschland hat das Statistische Bundesamt ca. 20.000 tödlich verlaufende Lungenentzündungen pro Jahr gezählt, wobei vermutlich ca. 1.300 durch die Legionärskrankheit ausgelöst wurden. Männer erkranken mehr als doppelt so häufig wie Frauen an der schweren Krankheit. Rechtzeitig diagnostiziert gilt die Legionellose jedoch als therapierbar, hier kann bereits die Einnahme eines Antibiotikums helfen.
Die Trinkwasserverordnung (TrinkwV), die in ihrer aktuellen Form am 9. Januar 2018 in Kraft getreten ist, schreibt eine Untersuchung auf Legionellen in bestimmten Bereichen zwingend vor. „Unternehmer und Betreiber von Trinkwasser-Installationen mit Großanlagen zur Trinkwassererwärmung“ müssen die entsprechende Beprobung einmal jährlich vornehmen lassen, sofern das Trinkwasser im Rahmen einer gewerblichen Nutzung entnommen wird. Aber auch Besitzer von vermieteten Wohnimmobilien sowie Wohnungsbaugesellschaften beziehungsweise deren Hausverwaltungen stehen in der Pflicht. Sie haben alle drei Jahre ein Labor mit der entsprechenden Prüfung zu beauftragen, welches nach ISO/IEC 17025 akkreditiert und entsprechendes Fachpersonal für die Probenentnahme vorhält.
Dieses Fachpersonal muss nicht zwingend beim Labor selbst beschäftigt sein. Es muss allerdings über die entsprechenden Qualifikationen verfügen und darf in keiner weiteren Geschäftsbeziehung zum Auftraggeber stehen; die aktuelle Rechtsprechung ist hier sehr deutlich. So ist es zum Beispiel nicht zulässig, dass ein entsprechend befähigter Sanitärbetrieb, der ansonsten etwa Wartungsarbeiten für den Auftraggeber erledigt, wodurch sich eine gewisse geschäftliche Abhängigkeit ergibt, die Beprobung vornimmt. Das Labor ist für den Auftraggeber der einzige Ansprechpartner. Es stellt die Rechnung und ist voll umfänglich dafür verantwortlich, dass von der Entnahme über den Transport und die Untersuchung selbst, bis zur Kommunikation des Ergebnisses die vorgegebenen Standards eingehalten werden.
Die Beprobungen selbst haben den Vorgaben der Trinkwasserverordnung § 4, 14(1) und 19(7) zu entsprechen und die mikrobiologische Untersuchung muss nach anerkannten Verfahren (Bundesgesundheitsblatt 11/2000) durchgeführt werden. Bei einer ersten Untersuchung müssen die Proben so entnommen werden, dass jeder Steigstrang berücksichtigt wird. Außerdem sind Proben am Eingang in den Trinkwassererwärmer sowie am Ende der Warmwasserleitung zu entnehmen. Die Bewertung der Befunde hat grundsätzlich nach den schlechtesten Werten zu erfolgen.
Das Bakterium Legionella pneumophila gedeiht am besten bei Temperaturen zwischen 25 und 55 °C und bevorzugt Süßwasser, welches still verharrt. Grundsätzlich können die Bakterien deshalb überall dort auftreten, wo diese Lebensbedingungen herrschen. Ab einer Temperatur von 60 °C beginnen Legionellen abzusterben, bei 70 °C tun sie dies zuverlässig. Damit es zu einer Infektion kommen kann, müssen die Bakterien in einer gewissen Zahl auftreten. Deshalb wurden unterschiedliche Bandbreiten definiert, denen jeweils ein pathologisches Gefährdungspotential zugeschrieben wird. Gemessen wird das Aufkommen von Legionellen in der Einheit KBE/100 ml, wobei „KBE“ für „Kolonie bildende Einheit“ steht. Unterhalb von 100 KBE/100 ml besteht kein Handlungsbedarf, dieser Wert ist tolerabel. Ergeben die Messungen Werte über 100 KBE/100 ml, ist das Gesundheitsamt zu informieren. Es steht im Übrigen eine Sanierung an, die innerhalb eines Jahres abgeschlossen sein muss.
Zu einer Sanierung gehört dabei selbstverständlich das Aufspüren der Quelle der Verunreinigung sowie deren Beseitigung. Außerdem sind fortlaufende Kontrollmessungen an in Anzahl und Lage geeigneten Stellen vorgeschrieben, welche zum Ziel haben, den Erfolg der Sanierungsmaßnahme zu belegen und zu dokumentieren. Werte bis 10.000 KBE/ 100 ml gelten als hohe Belastung, bei der eine kurzfristige Sanierung zu erfolgen hat. Auch hier sind nachfolgende Kontrollen vorgeschrieben. Werden Werte über 10.000 gemessen, ist von einer akuten Gefährdung auszugehen, in diesem Fall kommt es zur Schließung der Anlage, beziehungsweise zu Nutzungsverboten.
Die idealen Lebensbedingungen finden Legionellen im Temperaturbereich zwischen 25 bis 55 °C vor. In einer kälteren Umgebung fallen Sie in den sogenannten VBNC-Zustand (viable but nonculturable), in welchem sie als „lebensfähig, aber nicht kultivierbar“ gelten. Ab 60 °C wird es, wie erwähnt, für die Kleinstlebewesen kritisch. Das heißt für die Installation, dass kalte und warme Trinkwasser-Installationsstränge streng voneinander zu trennen und zu dämmen sind. Es gilt die Faustformel, „Kaltes soll kalt, Warmes warm bleiben“. Warmwasserspeicher sollten zum Beispiel aus diesem Grund stets mit einer Temperatur ≥ 60 °C gefahren werden. Wird trotz dieser Temperatur ein Legionellenbefall festgestellt, hilft in der Regel eine thermische Desinfektion, das heißt eine vorübergehende Erhöhung der Temperatur auf 70 °C, denn spätestens hier ist für die Bakterien endgültig Schluss.
Während also die Temperatur die eine Waffe gegen Legionellen darstellt, heißt eine weitere „Bewegung des Wassers“. Sogenanntes Stagnationswasser, also über einen größeren Zeitraum in einer Leitung stehendes Wasser, kann immer dann entstehen, wenn eine Zapfstelle für längere Zeit nicht geöffnet wird. Allein die regelmäßige Benutzung aller Verbraucher trägt schon sehr zur Vermeidung von zu hohen Legionellenkonzentrationen bei.
Obacht ist immer dann geboten, wenn sich Nutzungsphasen mit längeren Unterbrechungen abwechseln, also zum Beispiel in der Hotellerie, bei Wohnungsleerständen etc. Allerdings ist diese Nutzungsfrequenz verbraucherabhängig, also schlecht vorhersehbar. Aus diesem Grund kommt bereits der Planung der Installation eine große Bedeutung zu. Sogenannte T-Stück-Installationen, welche Stichleitungen ausbilden, sind insofern problematisch, als in ihnen lediglich während der Benutzung ein Wasseraustausch stattfindet.
Eine Reiheninstallation bietet den Vorteil, dass ein Wasseraustausch angestoßen wird, sobald der Verbraucher am Ende der Reihe in Betrieb genommen wird. Man sollte deshalb darauf achten, dass die Zapfstelle am Ende der Reihe eine ist, bei der eine möglichst häufige Nutzung zu erwarten ist.
Werden Reiheninstallationen mit einer Trinkwasserzirkulation geplant, sind auf die thermische Trennung von Warm- und Kaltwasser sowie auf entsprechende Abkühlstrecken zu achten. Ansonsten besteht die Gefahr der Überhitzung in der Armatur, die zu Verbrühungen bei der Benutzung sowie zur Schädigung der Armatur selbst führen kann. Außerdem ist es wahrscheinlich, dass sich das Kaltwasser, zumindest im Bereich der Armatur, auf über 25 °C erwärmt, und das sollte tunlichst nicht geschehen.
Gleich mehrere Vorteile bietet eine Ringinstallation. In ihr findet ein Wasseraustausch statt, sobald einer der angeschlossenen Verbraucher benutzt wird. Außerdem zeigen Temperatur- und Druckwerte lediglich geringe Abweichungen. Das gilt auch dann, wenn eine größere Anzahl von Verbrauchern angeschlossen ist. Aufgrund der unterschiedlichen Einflussfaktoren stellt eine größere Trinkwasser-Installation eine komplexe Aufgabenstellung dar.
Zur Planung und Dimensionierung solcher Anlagen sollte eine entsprechende Software genutzt werden, wie sie etwa unter fraenkische.com zu finden ist.
Als zusätzliches Tool, welches hilft, das Wasser in Bewegung zu halten, ist der sogenannte Strömungsverteiler zu nennen. Dieses hygrodynamische Bauteil sitzt dort, wo eine kleine Ringleitung mit ein bis zwei Verbrauchern (zum Beispiel Gäste-WC) an die Strangleitung angeschlossen ist. Der Strömungsverteiler schickt dann bei jeder Benutzung der Strangleitung einen definierten Wasseranteil durch die Ringleitung. So findet, auch wenn keine angeschlossene Zapfstelle geöffnet wird, automatisch eine Durchspülung statt.
Donnerstag, 28.11.2019