Bremsen schlechte Netzabdeckung und Brandschutztüren die smarte Zählertechnologie aus?
Schwache Bilanz nach einem Jahr
Bremsen schlechte Netzabdeckung und Brandschutztüren die smarte Zählertechnologie aus?
Vor einem Jahr, am 31. Januar 2020, war er deutlich zu vernehmen: der deutschlandweite Startschuss für das Smart-Metering. An dem Tag stellte das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) per Markterklärung fest, dass die technische Möglichkeit für die Markteinführung (denglisch: das Rollout) intelligenter Messsysteme gegeben sei. Seitdem sind Stromkunden mit einem jährlichen Verbrauch von 6.000 bis 100.000 kWh verpflichtet, eben diese Systeme einzubauen.
Nach knapp einem Jahr und der Corona-Epidemie ist jetzt Zeit, eine erste Bilanz zu ziehen. Das tat denn auch das Consulting-Unternehmen Arthur D. Little (adl). Und kam dabei zu folgenden Erkenntnissen:
Sowohl Geschäfts- als auch Privatkunden können bislang mit den Begriffen „intelligentes Messsystem“ oder „Smart Metering“ recht wenig anfangen. Das Thema sei äußerst komplex, neben dem fehlenden Fachwissen gäbe es zudem Bedenken wegen der Datensicherheit und dem Nutzen dieser neuen Geräte, stellt adl fest. Deshalb herrsche ein großer Bedarf an kundengerechter Aufklärungsarbeit. Es gelte, flächendeckende Akzeptanz für die Vorteile dieser Technologie zu schaffen. Das sei nur durch Zusammenarbeit von Politik, Netzbetreibern, Energielieferanten, Messstellenbetreibern sowie Verbänden zu schaffen.
Zudem erschwere die schlechte Netzabdeckung im Mobilfunk den Rollout, insbesondere im ländlichen Bereich. Dabei ist gerade diese Art der Verbindung des Smart Meter Gateway mit dem Netz Standard. Weitere Hürden seien Brandschutztüren, die eine Konnektivität einschränken oder gar ganz unterbinden. Aktuell können nur rund 60 Prozent der Messinstrumente problemlos über Mobilfunk eingerichtet werden, schätzt adl.
Darüber hinaus hemme der strenge Datenschutz die Entwicklung von Geschäftsmodellen und Innovationen im Smart Metering. Nur wenige Kunden willigten bei der Installation sofort in die Weitergabe ihrer Daten ein. Deshalb müssten dem Kunden die Vorteile erklärt werden, die er durch deren Bereitstellung habe. „Als Einsteiger-Zusatzservice erwartet der Kunde eine anwenderfreundliche (Web-)App, mit der er genau seinen Energieverbrauch nachvollziehen kann. Der Kunde hat für diesen Zusatzservice nur eine geringe oder gar keine Zahlungsbereitschaft insbesondere, da er durch den Einbau der neuen Zählertechnologie ohnehin in der Regel mehr zahlt“, meint Kai Karolin Hüppe, die Autorin des adl-Papiers. Also sei es wichtig, die flächendeckend einzubauende Technologie zu verbessern und mehr Raum für datenbasierte Geschäftsmodelle zu geben. Derzeit könnten relevante zusätzliche Services nicht oder nur in begrenztem Rahmen angeboten werden, so das Fazit von adl. Hier findet sich das komplette Papier „Smart Meter Rollout in Deutschland“.
Mittwoch, 27.01.2021