Komfort mit Weitblick

Bäder generationengerecht planen

Der Wandel des Badezimmers von der Nasszelle zum Wohlfühlbad und die Alterung der Gesellschaft haben der Barrierefreiheit im Bad Bedeutung verliehen.

Wo es neben der Körperhygiene und dem Genuss von Wasser auch um Aufenthaltsqualität, Wohlfühlen und Entspannung für alle Altersgruppen geht, rückt die umfassende Teilhabe am Komfort in den Fokus: Beim „Easy Bathroom“ geht es darum, dass es für Benutzer in unterschied­­lichen Lebenslagen und Lebensphasen passt.

Dementsprechend gehen die Anforderungen an Barrierefreiheit über reine Ebenerdigkeit hinaus. Sie betreffen Unterstützungssysteme ebenso wie Aspekte der Ergonomie und nicht zuletzt den Platzbedarf. Optimal ist eine Planung, die das Bad als den einen Raum für alle versteht und ihn bereits heute für spätere Bedürfnisse und Eventualitäten fit macht.

In den eigenen vier Wänden auch im Alter und bei körperlichen Einschränkungen selbstbestimmt leben zu können: Dieser Wunsch dominiert alle einschlägigen Umfragen zum Thema Wohnen. Die würdevolle Benutzung von Bad und WC steht dabei nicht von ungefähr im Mittelpunkt: Dieser Rückzugsraum soll für die persön­lichen Badrituale und die Körperhygiene so lange wie möglich autonom nutzbar sein. Das gilt für Badbenutzer jeden Alters, denn unvorhersehbare Ereignisse wie ein Sportunfall oder eine andere Einschränkung der Beweglichkeit und Orientierung können schnell die Grenzen des gewohnten Badezimmers aufzeigen.

Dass das private Bad in seiner gesellschaftlichen Bedeutung zunehmend auch als Pflegebad gesehen werden muss, wo ein Großteil ambulanter Hilfeleistungen stattfindet, darauf hat unlängst der Zentralverband Sanitär, Heizung, Klima (ZVSHK) in seiner Studie „Pflegebad 2030“ hingewiesen. Er befindet sich dabei in bester Gesellschaft mit der Einschätzung der Vereinigung Deutsche Sanitärwirtschaft (VDS), dass es in deutschen Bädern einen großen Modernisierungsstau in Sachen Barrierefreiheit gibt: Gerade einmal 17 Prozent der Bäder – so der VDS – seien „voll und ganz“ für Ältere oder Benutzer mit motorischen Einschränkungen nutzbar.

Bei der Herstellung von Barrierefreiheit ist zu unterscheiden, ob es um einen Neubau geht, der nach DIN 18040-2 als barrierefreier Wohnraum beziehungsweise Bad gelten kann, oder ob es um die Anwendung dieser Vorgaben für einen Umbau geht. Die Norm definiert Schutzziele für den Neubau, ohne konkrete Produktlösungen vorzugeben, kann aber sinngemäß auf die Modernisierung übertragen werden. Dies gilt zum Beispiel dann, wenn KfW-Fördermittel aus dem Programm 455 „Altersgerecht Umbauen“ oder Zuschüsse von der Pflegekasse beantragt werden, deren Bedingungen sich jeweils an der Norm orientieren. Wichtig in der Beratung: Der Bauherr muss den Zuschuss vor Beginn der Maßnahme stellen.

Bodenebene Duschen stehen im Fokus

Es darf davon ausgegangen werden, dass sich die meisten Umbaumaßnahmen und auch die barrierefreie Neubauplanung auf die bodengleich begehbare Dusche richten: Sie steht vor allem bei älteren Auftraggebern, die mit der Badewanne zunehmend Probleme haben, ganz oben auf dem Wunschzettel. DIN 18040-2 verlangt von der barrierefreien Duschfläche in erster Linie Bewegungsspielraum, im Regelfall 120 cm Abstand zu anderen Bad­objekten; sogar 150 cm Abstand sind gefordert, um dem Bedarf von Rollstuhlfahrern gerecht zu werden. Die niveaugleiche Gestaltung zum übrigen Bodenbereich soll eine Neigung von zwei Prozent und eine Absenkung von 20 mm nicht überschreiten. Die Duschfläche muss rutschhemmend ausgeführt sein, wobei der Badplaner in den Mitteln wählen kann: Fliesen Klasse „R10“ oder eine rutschhemmend klassifizierte Fläche aus anderem Material. Die Ausstattung mit einem Dusch-Klappsitz erwähnt die Norm nur für das rollstuhlgerechte Bad, allerdings erweist sich die Sitzgelegenheit letztlich für alle Generationen und Lebenslagen als Komfort. Sie sollte in die Beratung einfließen, ebenso wie die Ertüchtigung der Wände für eine eventuell spätere Montage von Stützklappgriffen.
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Bedienkomfort ist das A und O

In der Dusche lässt sich allerdings mehr für den generationenübergreifenden Komfort leisten, als die Norm ausdrücklich nennt: Unter dem mit zunehmendem Alter immer wichtigeren Aspekt der Ergonomie sind gut ablesbare Symbole und griffige Bedienelemente hilfreich. Das betrifft vor allem die zum modernen Standard gehörenden Thermostate und ihre klare Symbolik. Selbst Badbenutzer mit einfacher Sehschwäche verzweifeln nicht selten an der winzigen Beschriftung (und wer trägt schon seine Lesebrille unter der Dusche?), ebenso an der Entscheidung, welcher Griff für Wasserfluss und welcher für Temperatur zuständig sein mag.

Regelmäßige Nutzer von wechselnden Hotels wissen davon ein Lied zu singen! Eindeutigkeit und gelernte Betätigung vermitteln ein sicheres Gefühl, schützen vor unangenehmen Überraschungen unter der Brause und sind darüber hinaus auch noch energie- und ressourceneffizient. Eine Platzierung der Bedienelemente für Temperatur und Wassermenge in Sicht- und Griffweite, auch wenn man im Sitzen duscht oder noch in den Kinderschuhen steckt, ist in dem einen Bad für Alle eine zusätzliche Erleichterung. Dies gilt ebenso für Bedienelemente, die so geformt sind, dass sie gut und sicher in der Hand liegen. Kluge Ergonomie trägt so zu ungetrübtem Duschvergnügen bei und ist in diesem Sinne eben auch „barrierefrei“. Dass Brausestangen und Relings, entsprechend solide montiert, sicheren Halt geben, versteht sich von selbst. Wer an dieser Stelle geprüfte Sicherheit einbauen will oder die Anforderungen eines behindertengerechten Bades erfüllen muss, greift zu entsprechenden Programmen im pflegetauglichen Produktbereich. Die zeitgemäßen Angebote an Haltegriffen und Relings sehen längst nicht mehr nach „Pflege pur“ aus, sondern unterstützen mit verschiedenen Oberflächen den Designanspruch im Badezimmer. Neueste Varianten greifen auch den Trend zu dunklen Metallfarben auf, wie sie beispielsweise bei Waschtischmischern zunehmend angesagt sind.

Der Waschplatz: Dreh- und Angelpunkt im Bad

Der Waschtischbereich ist im Bad der im Laufe des Tages wohl am häufigsten benutzte Platz. Unter dem Gesichtspunkt der Barrierefreiheit geht es hier wie in der Dusche und rund um Wanne und WC um Mindestabstände von 120 beziehungsweise 150 cm. Zugleich verlangt die Norm, dass der Waschtisch sowohl im Stehen wie im Sitzen genutzt werden kann. Gefordert ist dementsprechend ein ausreichender Freiraum für die Beine unter dem Waschplatz. Für das Rollstuhlfahrerbad gilt, dass der Waschtisch in einer Tiefe von mindestens 55 cm unterfahrbar sein muss. Zugleich darf die Armatur höchstens 40 cm vom vorderen Rand des Beckens entfernt sein. Dies betrifft die Erreichbarkeit des Hebelgriffs – die DIN empfiehlt hier Einhebelmischer –, für den vielfach auch eine längere Variante verfügbar ist. Wenn berührungslose Armaturen installiert werden, dann gemäß Norm nur in Verbindung mit Temperaturbegrenzern.

Eine Komfortanforderung für alle Nutzer: Im barrierefreien Bad soll man sich sitzend im Spiegel sehen können, was eine entsprechende Montagehöhe verlangt. Wer es noch etwas raffinierter haben möchte, greift zum kippbaren Spiegel. Das Sitzen am Waschtisch schätzen im Übrigen auch Menschen, die sich etwa bei der Kosmetik und Gesichtspflege setzen möchten, ohne zugleich auf Unterfahrbarkeit angewiesen zu sein. Kniefreiheit ist dabei geboten. Auf dem Markt finden sich daher auch mobile Badmöbel, die zugleich sowohl Hocker als auch kleiner Stauraum sind. Im Bad für den Rollstuhlfahrer werden in der Regel Waschtische mit eingearbeiteten Griffen oder einer verdeckten Griffkante zum Heranziehen eingesetzt. Einer ausgeprägten Orientierungs- oder Sehschwäche begegnen Angebote mit Farbmarkierungen, die beispielsweise eine Trennung zwischen Beckenmulde und Ablage kenntlich machen.

Zur Orientierung tragen selbstverständlich auch moderne Lichtplanung und kontrastreiche Oberflächen bei. Normgerecht ist eine Beleuchtung ohne Schlagschatten und Blendwirkung; am Spiegel sollte beidseitiges Licht eingesetzt werden. Um Unfällen an der Glasabtrennung der Dusche vorzubeugen, wird eine dekorative Kennzeichnung auf dem Glas empfohlen – und nicht zuletzt sollte die Tür nach außen aufschlagen: Damit im Fall der Fälle die Dusche problemlos verlassen werden kann, ohne zu blockieren. Dies gilt im Übrigen auch für die Tür zum Bad: Die DIN sieht vor, dass sie nach außen, sprich: in den Flur, aufgeht.

Zukunftssichere Badgestaltung auch am WC

Wenn auch das WC im barrierefreien Bad installiert wird, gilt es, verschiedene Anforderungen der DIN zu beachten. Sie betreffen vor allem ausreichenden Seitenabstand: 20 cm muss er zu anderen Sanitärobjekten mindestens betragen. Zudem muss sichergestellt sein, dass sich Stützklappgriffe bzw. eine Rückenstütze nachrüsten lassen und die Spültechnik leicht und bequem zu erreichen ist. In vielen Fällen wird man bei einer barrierefreien Badsanierung die Nachrüstbarkeit durch OSB-Platten in der Wand vorbereiten, selbst wenn Stützgriffe noch kein Thema sein sollten. DIN-gerecht ist das WC mit einer dem Bedarf angepassten Sitzhöhe von 46 bis 48 cm sowie ausreichenden Seitenabständen. Ein Stromanschluss in unmittelbarer Nähe ist angezeigt, wenn an ein Dusch-WC gedacht wird – ob gleich oder später. Es verspricht mehr Autonomie bei der täglichen Intimhygiene und macht das Bad zukunftssicher. Und darum geht es ja beim barrierefreien Bad.

Weiterführende Informationen: https://www.kludi.com/de/

Freitag, 13.05.2022