Mehr Häuser pro Jahr, weniger Baukosten pro Quadratmeter – und ein Branchenumbruch
Drei Hebel gegen die Wohnungsnot
Mehr Häuser pro Jahr, weniger Baukosten pro Quadratmeter – und ein Branchenumbruch
Gerade in Zeiten des gravierenden Wohnungsmangels muss das Bauen schneller, günstiger und effizienter werden. Wie viel kann dazu modular-serielles Bauen leisten? Eine Studie der Strategieberatung EY Parthenon und des BayWa-Konzerns geht der Frage nach. Das erste Fazit: Mit drei anzusetzenden Hebeln ließen sich 15 Prozent mehr Wohneinheiten pro Jahr realisieren als mit konventioneller Bauweise. Und die Baukosten pro Quadratmeter könnten um zehn Prozent sinken, rechnen die Autoren. Das gilt vor allem für aktuell besonders dringend benötigte Mehrfamilienhäuser. Denn während bereits heute ein knappes Viertel aller Ein- und Zweifamilienhäuser als Fertighäuser errichtet wird, sind das bei Mehrfamilienhäusern gerade mal sechs Prozent. Da sei noch reichlich Luft nach oben.
Die drei Hebel sind:
Industrielle Vorfertigung, insbesondere modulares Bauen: Das habe den größten Effekt im Hinblick auf Kosten- und Zeitersparnis, so die Studie. Industrielle Vorfertigung verkürze den Bauprozess um bis zu 30 Prozent. Am Beispiel eines Mehrfamilienhauses mit 20 bis 30 Wohneinheiten ließe sich errechnen, dass bei Planung, Material und Personal bis zu 15 Prozent der Kosten eigespart würden.
Digital gestützte Prozessoptimierung: So spare beispielsweise eine BIM-gestützte und gleichzeitig nach Lean-Prinzipien gemanagte Baustelle bis zu 15 Prozent Zeit ein. Besonders eine phasen- und gewerkeübergreifende Prozessoptimierung steigere die Produktivität ganz enorm.
Serielles Bauen: Das senke die Kosten durch den geringeren Planungsaufwand. Der einmalige Entwurf könne auf viele Projekte umgelegt werden.
Kombiniert und gleichzeitig angewandt entfalten diese drei Hebel die größte Wirkung, so das Fazit der Studie. Allerdings entwickeln sich diese Hebel zeitlich recht unterschiedlich, räumen die Autoren ein. Insbesondere die Digitalisierung hinke noch jahrelang hinterher. Also eher Evolution statt Revolution … Inwieweit das seriell-modulare Bauen die Branche umkremple, müsse beobachtet werden. Architekten und Planer, das verarbeitende Handwerk auf der Baustelle sowie der haustechnische Großhandel könnten zu den „Verlierern“ dieser Entwicklung werden. Bauunternehmen wiederum profitieren, insbesondere die mit eigener industrieller Vorfertigung. Das SanitärJournal berichtet auch hier zu dem Thema.
Montag, 16.10.2023