Hochwasser! Achtung: Trinkwasserhygiene in Gefahr!

Keime und Korrosion

Überflutete Trinkwasseranlagen: Was ist zu tun?

Das aktuelle Hochwasser in weiten Teilen Deutschlands verursacht massive und sofort erkennbare Schäden an (Wohn)-Gebäuden. Weniger offensichtlich ist eine hygienische Gefahr: Werden Trinkwasser-Installationen überflutet, gefährden Keime und Korrosion unser Lebensmittel Nummer 1 – genusstaugliches Trinkwasser!

Die Wetter- und Klimadaten der letzten Jahrzehnte machen deutlich: Generell verlagern sich die Niederschlagsmengen vom Sommer- in das Winter-Halbjahr. Starkniederschläge nehmen zu, kommen häufiger vor und werden intensiver. Mehr denn je sind Gebäude gegen eindringendes Hochwasser zu schützen.

Hochwasserschäden an Trinkwasser-Installationen umfassen zwei Kategorien:

Die verkeimte „Brühe“ des Hochwassers kann auf zwei Arten in die heimische Trinkwasseranlage gelangen. So kann beispielsweise schon das vom Versorger gelieferte Trinkwasser durch eindringendes Flutwasser verunreinigt und belastet sein. Oder zuhause im überfluteten Keller. Da gelangt das schmutzige Wasser eventuell über Armaturen in die Installation. Auf beiden Wegen werden so Keime und Schmutzpartikel in die Installation eingetragen. Letztere setzen sich in den Bauteilen ab und führen zu Innenkorrosion. Ein weiteres Risiko entsteht, wenn die Komponenten der Installation nicht gründlich gesäubert oder durchfeuchtete Dämmungen nicht entfernt werden. Beides führt zu Lochkorrosion von außen.

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Außen reinigen – innen spülen!

Was also ist nach dem Hochwasser zu tun? Als erste Sofortmaßnahme wird schon bei den Aufräumarbeiten die durchfeuchtete Dämmung aller Rohrleitungssysteme entfernt und entsorgt. Denn: Moderne Dämmungen würden auch nach Wochen nicht trocknen – sie sind geschlossenporig. Das kann bei metallenen Bauteilen Außenkorrosion verursachen. Sobald der Versorger wieder einwandfreies Trinkwasser liefert, ist die Installation von außen komplett zu säubern und (von innen) durchzuspülen. Das äußerliche Reinigen ist mit einwandfreiem Trinkwasser durchzuführen.

Nach der äußerlichen Reinigung kommt die Spülung der gesamten Installation. Dafür wird die Anlage im ersten Schritt komplett entleert und sofort wieder mit Trinkwasser befüllt. Das verhindert die Verbreitung von lokalen Kontaminationen im überfluteten Kellerbereich in die gesamte Installation. Eventuell ist auch eine Dichtheitsprüfung erforderlich, wenn äußerliche Beschädigungen an Leitungen oder Armaturen vermutet werden. Der Spülprozess selbst erfolgt nach DVGW-Arbeitsblatt W 557. Weiter sind die ZVSHK-Merkblätter „Spülen, Desinfizieren und Inbetriebnahme von Trinkwasser-Installationen“ und „Dichtheitsprüfung von Trinkwasser-Installationen“ zu beachten.

In der Regel genügen diese Maßnahmen, um die Trinkwassergüte wiederherzustellen. Auf eine prophylaktische Desinfektion sollte verzichtet werden. Sie belastet die Komponenten der Anlage unnötig und lässt Bauteile korrodieren. Bestehen dennoch Zweifel bezüglich mikrobieller Belastung, ist eventuell eine Beprobung durchzuführen. Das gilt insbesondere für Pflegeheime, Kindergärten oder Krankenhäuser. Die entscheidenden Parameter sind dabei die Grenzwerte für E.Coli und für Coliforme Bakterien. Sie gelten als Indikatoren für eine fäkale Belastung.

Vermehrt auftretende Starkregen- und Hochwasserereignisse zeigen die Risiken, denen das hohe und sensible Gut „genusstaugliches Trinkwasser“ ausgesetzt ist. Daher sollten auch prophylaktische Maßnahmen wie beispielsweise die Rückstausicherung der Entwässerungsleitung bedacht werden. Das nächste Hochwasser kommt bestimmt …

Montag, 22.01.2024