Hat´s einer kommen sehen? Wer jetzt mit breiter Brust selbstbewusst „hier!“ schreit: Nach dem Kirchgang ist der Bauer immer schlauer, weiß der Volksmund. Und da ist was Wahres dran, denn wenn man im (Trash)TV oder wo auch immer aktuell den Analysten lauscht, die über Corona-bedingt gewissermaßen „posthum“ unterbrochene Lieferketten schwadronieren, über die Spätfolgen von vor Wochen liegen gebliebenen Containerschiffen im Suezkanal oder vom Einkaufshunger der konjunkturboomenden Chinesen / Amerikaner / Kanadier oder Wer-auch-immer (Nichtzutreffendes bitte streichen!), wird recht schnell deutlich: Wir haben hier eine extrem komplexe Gemengelage mit unterschiedlichsten Einflussfaktoren, zudem mit ungeahnten Wechselbeziehungen, so dass sich die streckenweise bedrohliche Versorgungslage auf den Baustellen im Lande einer schnellen, noch mehr aber einer populistischen Ursachenforschung quasi von selber entzieht.
Ein typisches Beispiel, wenn auch für die SHK-ler randständig: das Bauholz. Landauf, landab, im Lande des Chronisten aber ganz besonders, sorgt der Borkenkäfer für nie dagewesene Holzmengen und entsprechend kahlgeschlagene Berghänge. Die Waldbauern weinen ob der unterirdisch schlechten Erlöse dafür – und der Zimmerer ein Örtchen weiter hat keine Idee, wie er die im Großhandel nicht verfügbaren oder um teilweise 200 bis 300 Prozent (!!) teurer gewordenen Dachlatten noch seinem Bauherrn erklären soll...
Bei Stahl und Dämmstoffen und Halbleitern sieht es kaum anders aus: Der Bau ist fertig, aber kann nicht abgeschlossen werden, weil die Dämmschläuche für die Rohrleitungen fehlen. Oder die kilometerweise benötigten „Strippen“ für die Elektrifizierung der Werkshalle. Oder sogar der Sensor für den liegengebliebenen Sattelauflieger, was für eine weitere Verzögerung sorgt – und dann wird die Luft irgendwann richtig dünn... Vor Ort, auf den Baustellen, im Gespräch mit dem Endkunden.
Wie sieht´s denn aus, vor Ort?
Wie es denn tatsächlich aussieht, bei den entscheidenden Herstellern unserer Branche? Die Redaktion des SanitärJournals hat sich dazu mal umgetan und ein paar Antworten eingesammelt, auf folgende Fragen:
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Inwieweit ist Ihr Haus von den aktuell teilweise drastischen Preissteigerungen betroffen?
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Welche Produktgruppen betrifft dies insbesondere?
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Inwieweit können Sie die Preissteigerungen an die Kunden aus Fachgroßhandel bzw. -handwerk weiterreichen, und
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Wie ist es vor dem Hintergrund auch von Materialknappheit mit der Lieferfähigkeit in ihren Hauptproduktgruppen bestellt?
Die Antworten fielen, nicht wirklich überraschend, zum einen denkbar unterschiedlich, zum anderen überdurchschnittlich häufig ausgesprochen ausweichend aus: „Mit dieser E-Mail möchten wir Sie informieren, dass wir seitens XYZ (Anm.: Name von der Redaktion weggelassen) aus internen Gründen keine Stellungnahme abgeben werden“ oder „Wir von XYZ besprechen diese Themen partnerschaftlich im direkten Kundengespräch und möchten daher ungern in Veröffentlichungen dazu Stellung nehmen“, sind dabei prototypische Formulierungen für die Fraktion derer, denen vor allem die Preissteigerungen bei Stahl (18 - 20 Prozent binnen drei Monaten laut René Hagemann-Miksits, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie) oder Kunststoffgranulaten (je nach Sorte zwischen 20 und 50 Prozent teurer als zu Jahresbeginn, laut Branchendienst KI – Kunststoff Information) ins Kontor geschlagen haben. Aber immerhin, die haben geantwortet. Andere, namhafte Branchenteilnehmer mit durchaus signifikanten Marktanteilen in einzelnen Produktgruppen hüllten sich sogar ganz in Schweigen. Was bei „nicht lieferfähig bis Ende September“ (bei einem Standard-Ausstattungselement fürs Bad, wird kolportiert) aber irgendwie auch verständlich ist...
Umso mehr gilt der Dank jenen Herstellern, die gegenüber ihren Marktpartnern Flagge zeigen, auch wenn es gerade vielleicht sogar richtig weh tut. Wie beispielsweise von Raimund Zeise. Er ist bei Systemanbieter Viega Vertriebsleiter D-A-CH-L, trägt also gewissermaßen im zentraleuropäischen Raum dafür Sorge, dass die „Lebensadern eines Gebäudes“ rund um Heizung und Sanitär, aber auch in industriellen Anwendungen oder auf Schiffen funktionieren. Und hat, naheliegend bei der Tradition dieses Herstellers, dabei vor allem das Fachhandwerk im Blick: „Viega kauft die Rohstoffe auf dem Weltmarkt ein und ist dadurch auch von Preissteigerungen betroffen. Wichtig ist, die Lieferfähigkeit unserer Produkte für unsere Marktpartner aus Großhandel und Handwerk aufrechtzuerhalten. Und das ist uns bislang gelungen. Damit leisten wir einen Beitrag, dass es auf den Baustellen weitergehen kann. Und ich bin optimistisch, dass Viega auch zukünftig lieferfähig bleiben wird.“
Nur ein paar Kilometer weiter steht mit Kemper aus Olpe einer der nächsten namhaften Hersteller der Branche, hier: von Markenarmaturen aus Rotguss und Edelstahl, dessen „breit gefächertes Produktspektrum sich durch die gelungene Symbiose aus robusten, korrosionsbeständigen Installationsarmaturen sowie modernen Systemen für die Gebäudetechnik auszeichnet“, vor demselben Problem. „Auch wir waren“, schreibt da beispielsweise Achim Maiworm (Gesamtleitung Vertrieb / Marketing), „von den drastischen Metallpreisentwicklungen unmittelbar betroffen. Dies griff dann über auf die unterschiedlichsten Produktgruppen wie zum Beispiel Kunststoffe, Holz etc. Wir haben diese Kostensteigerungen nur anteilig an unsere Kunden weitergeben können. Besonders problematisch stellen sich hier die zum Teil sehr langen Objektlaufzeiten dar. Dies hat auch zu zahlreichen Diskussionen mit den Verarbeitern geführt.
Vor dem Hintergrund der Materialknappheit und -lieferfähigkeit sehen wir uns sehr bestätigt, dass sich unsere Produktionsstandorte ausschließlich in Deutschland befinden. Wir hatten zu keiner Zeit Probleme mit unseren Lieferketten. Die gute regionale Aufstellung unserer Lieferanten und der hohe Anteil an Eigenfertigung sorgten hier für Stabilität. Dies alles haben wir begleitet mit sehr umfangreichen und stringenten Präventionsmaßnahmen während der Corona-Pandemie. Somit konnten wir realisieren, die Produktions- und Prozessabläufe voll umfänglich aufrecht zu erhalten. Wir sind zuversichtlich, dieses auch im zweiten Halbjahr 2021 weiter so umsetzen zu können.“
Das gibt dem Handwerk Hoffnung! Vor allem, weil aus der „Kunststoff-Ecke“, hier: von Uponor, durch Markus Friedrichs (Director Sales & Marketing, Deutschland, und Mitglied der Geschäftsleitung der Uponor GmbH) ähnliche Signale kommen: „Selbstverständlich spürt auch Uponor den Preisdruck, der aktuell in der Baubranche herrscht. Das ist jedoch nicht die einzige Folge – im Grunde sind es drei Themen, die uns intensiv beschäftigen: Die Anspannung in der Lieferkette aufgrund der Materialverknappung, Engpässe in der Logistik angesichts der starken Auslastung der Lieferdienste und der ausgesprochen hohe Bestelleingang unserer Kunden. In Summe führt dies zu steigenden direkten Kosten. Und es bedeutet Mehraufwand bei den internen Prozessen, etwa um verbindliche Lieferzusagen und Termine gegenüber unseren Kunden einhalten zu können.
Die aktuellen Herausforderungen lassen sich dabei nicht auf einzelne Produkte oder Produktgruppen herunterbrechen. Die Auswirkungen der oben genannten Faktoren auf den Preis spüren wir über unser gesamtes Sortiment hinweg, wenn auch in unterschiedlich starker Ausprägung. Wir setzen jedoch alles daran, Bestellungen unserer Kunden weiterhin zuverlässig zu erfüllen.“ Und zur Frage der Weitergabe der Preissteigerungen: „Für Uponor sind Augenmaß, Transparenz und Fairness entscheidende Kriterien bei der Preisgestaltung. Wir haben unter dem Eindruck der steigenden Materialkosten die Preise für unsere Produkte einmalig maßvoll erhöht. Dadurch vermeiden wir, dass wir monatlich oder sogar in noch kürzeren Abständen immer wieder Preisanpassungen vornehmen müssen. Gegenüber unseren Kunden konnten wir im partnerschaftlichen Dialog Verständnis für diese Notwendigkeit wecken – es ist für alle Beteiligten gerade eine schwierige Situation.“ Und die trifft gleichzeitig auf eine „aktuell hohe Nachfrage nach unseren Rohrsystemen. Trotz der angespannten Lage auf dem Rohstoffmarkt können wir unsere Kunden jedoch verlässlich beliefern. Allerdings möchte ich nicht ausschließen, dass es partiell zu Engpässen kam und kommen kann. Im Interesse der Kundenzufriedenheit versuchen wir, auch in Abstimmung mit unseren europäischen Kollegen, Aufträge zu priorisieren und vorrangig laufende Projekte zu bedienen.“
Vergleichbar stellt sich die Situation bei der Walraven GmbH als Anbieter von Befestigungs-, Brandschutz und Sanitärsystemen dar, schildert Geschäftsführer Uwe Schwenk: „Die Preissteigerungen der letzten Monate haben, wenn auch in unterschiedlicher Höhe, inzwischen nahezu sämtliche Vormaterialbereiche erreicht. Der Transport- und der Verpackungsbereich treiben zusätzlich die Kosten. Als vorwiegend in der Stahlverarbeitung tätiger Hersteller von Befestigungs-, Brandschutz- und Sanitärsystemen treffen uns die drastischen Teuerungen und Verfügbarkeitsengpässe am Stahlmarkt vollumfänglich. Inzwischen sind dabei alle Produktgruppen mehr oder minder stark von den Preissteigerungen betroffen. Gerade im Stahlbereich fallen die Teuerungen umso höher aus, je automatisierter gefertigt wird bzw. je exklusiver die verarbeiteten Vormaterialien sind. Mit zunehmender Exklusivität der Vormaterialien steigt auch deren Beschaffungsproblematik und deren Preis.
Die Weitergabe der aktuellen Teuerungen an nachgelagerte Stufen der Wertschöpfungskette ist notwendig, gestaltet sich jedoch aufgrund von deutlich reduzierten Planungszeiträumen, kürzeren Vertragslaufzeiten in der Vormaterialbeschaffung und den im Markt üblichen Preisübergangsfristen als herausfordernd. Der erwähnte Preisnachlauf als auch Kaufabschlüsse über den aktuellen Indizes - um Verfügbarkeiten bestmöglich sicherzustellen - führen dazu, dass nicht die komplette Höhe der Preissteigerungen an die Kunden weitergegeben werden kann.“ Und wie sieht es vor dem Hintergrund von Materialknappheit mit der Lieferfähigkeit in den Hauptproduktgruppen aus? „Wie bereits erwähnt, räumen wir der Warenverfügbarkeit nach wie vor den größtmöglichen Stellenwert ein und sind dafür auch bereit, falls notwendig, über den aktuellen Marktpreisen einzukaufen. Aus diesem Grund kann die Lieferfähigkeit insgesamt als gut bezeichnet werden, hier und da kommt es dennoch zu Terminverschiebungen. Wir tun unser Möglichstes, um die Liefertreue wie gewohnt hoch zu halten“, so Uwe Schwenk weiter.
„Die Preisspirale überdreht!“
Dieses allgemein zu beobachtende Bemühen, die Preissteigerungen nur „moderat“ weiterzugeben, reichen aber zumindest ZVSHK-Präsident Michael Hilpert ganz und gar nicht aus. Unter der Überschrift „Die Preisspirale überdreht!“ wettert er stattdessen: „Es reicht! Das sage ich als Präsident des ZVSHK, aber auch als betroffener SHK-Unternehmer an die Adresse unserer Marktpartner aus Industrie und Großhandel. Es reicht! Anders als diese, können wir im SHK-Handwerk das Problem der aktuell gegebenen exorbitanten Preissteigerungen bei Baumaterialien eben nicht so einfach bei unseren Kunden abladen.
Wir lesen, hören und sehen es fast täglich. Die Einkaufspreise für Baumaterialien werden in kurzen Intervallen ohne ausreichenden Vorankündigungszeitraum angezogen. Zwei bis drei Preissteigerungen für ein und dasselbe Produkt in immer kürzer werdenden Abständen sind keine Seltenheit mehr. Uns, als letzte Stufe im Vertriebsweg, stellt das vor massive Probleme.
Preiserhöhungen sind zwar generell nachvollziehbar. Kein Unternehmen kann erfolgreich arbeiten, wenn die Preise nicht auskömmlich sind. Das heißt aber auch, wir alle müssen erforderliche Preissteigerungen an den Kunden weiterreichen können. Und dabei fühlen wir uns gerade allein gelassen. Denn wie sollen wir so bei mittel- bis langfristigen Baumaßnahmen vernünftig kalkulieren und vor allem bei bereits abgeschlossenen Verträgen nachträgliche Kostensteigerungen weitergeben? Verlässlichkeit in der Marktpartnerschaft sieht anders aus. Völlig egal, worin die Gründe für die teils massiven Preissteigerungen liegen. Dass Hersteller und Großhandel sich hier kalt lächelnd zurücklehnen und im Zweifel das SHK-Handwerk die Suppe auslöffeln lassen, empfinde ich als offenen Affront.
Wir haben es ohnehin schwer genug, uns im dreistufigen Vertriebsweg zu behaupten. Wir kämpfen jeden Tag darum, Kunden nicht an den Onlinehandel zu verlieren. Die völlig außer Kontrolle geratene Preisspirale beschert uns da zur Unzeit einen wachsenden Vertrauensverlust der Endkunden. Wenn Materialpreissteigerungen sich im üblichen zeitlichen Rahmen bewegen, können wir damit kalkulieren. Aber doch nicht wenn – wie jetzt geschehen – kurzfristig Steigerung auf Steigerung erfolgt. Die Preise galoppieren; die Medien sprechen schon von einer ,„Bauflation‘. Der Preis ist heiss – zu heiss!
Ich appelliere deshalb an alle Hersteller und Großhändler unserer Branche: Reicht Eure Preiserhöhungen ,verträglich‘ weiter. Begründet sie. Macht sie transparent. Konfrontiert uns nicht mit so kurzen Fristen, dass unsere Materialkalkulationen das Papier nicht wert sind, auf dem sie stehen. Massive und überraschende Preissprünge können wir eben nicht an unsere Kunden weiterreichen. Wir sind die Gelackmeierten. Vertrauen in unsere Liefer- und Kundenbeziehungen ist ein hohes Gut. Und es wird immer wichtiger für den Erfolg am Markt. Ich kann nur warnen: Verspielt dieses Vertrauen nicht.
Meinen Kolleginnen und Kollegen in den Innungsbetrieben empfehle ich: Befristet Eure Angebote! Oder verseht sie zumindest mit einem Preissteigerungsvorbehalt. Eine weitere Option, kurzfristigen Preissteigerungen nicht tatenlos zusehen zu müssen, besteht darin, sich angebotsbezogen angefragte Einkaufspreise bis Projektabschluss zusichern zu lassen. Ein Merkblatt des ZVSHK gibt hierzu weitere Hinweise und Tipps.“
Auf Begeisterung gestoßen ist dieser – verständlicherweise flammende – Appell bei den Herstellern – ebenso verständlicherweise – allerdings nicht wirklich... Und beim Großhandel? Da faszinierte beispielsweise an einer Abholtheke ein großes Banner, auf dem der Händler im Zeitstrahl zu den „Schnelldrehern“ beim Installationsmaterial (hier: Rohrleitungssysteme) fein säuberlich untereinander auflistete, welcher Hersteller wann in welcher Größenordnung in den vergangenen Wochen die Preise angehoben hat – und dahinter stand die (täglich aktualisierte) Preissteigerung in Summe. Die klare Botschaft: 1. Nicht wir sind die Bösen; und 2. Schaut genau hin, welche Produkte ihr, wie, substituieren könnt. Wenn denn der Lieferant auch liefern kann; aber die Frage stellt sich ja erst im nächsten Schritt...
„Nicht einfach substituieren!“
Genau vor diesem „reflexhaften Substituieren“ warnt, wenn auch aus anderen Gründen, ebenso Michael Sander, Geschäftsführer des Deutschen Kupferinstituts: „Natürlich ist die Lage angesichts der teilweise deutlichen Preissteigerungen der vergangenen Wochen speziell für das Fachhandwerk schwierig. Heizungs- und Trinkwasser-Installationen vor diesem Hintergrund aber von Kupfer beispielsweise auf Kunststoff umzustellen, ist problematisch. Zum einen reagieren vor allem junge, ressourcenbewusste Bauherren auf den Werkstoff sehr sensibel, da er im Gegensatz zu Kupfer kaum recycelbar ist. Zum anderen muss in größeren Objekten vor der Umstellung auf jeden Fall die Auslegung neu gerechnet werden, weil sich aufgrund der unterschiedlichen Widerstandsbeiwerte von metallenen zu Kunststoff-Systemen Nennweiten teilweise signifikant ändern können, wenn der Versorgungskomfort erhalten bleiben soll.“
Dass metallene Rohrleitungssysteme unter Preisdruck geraten, sei generell zunächst einmal nicht ungewöhnlich, so Michael Sander weiter: „Grundsätzlich gibt es schon immer die Substitution von einem Werkstoff X, wie beispielsweise Kupfer, durch andere Werkstoffe. Das ist regelmäßig in der Folge von Preisveränderungen am Weltmarkt zu beobachten, wie aktuell. ... .“ Aufgrund der einzigartigen Eigenschaften von Kupfer sei der Werkstoff aber letztlich auch hier nur bedingt zu ersetzen, da seine hervorragende Langzeitstabilität, die 100-prozentige Wiederverwertbarkeit nach dem Ende der Gebäude-Nutzungsdauer oder die herstellerunabhängige Kompatibilität der Rohre auf der Baustelle wesentlich stärker den Wünschen der Bauherrn und den Anforderungen des Fachhandwerks entgegenkommen.
Roland Müller, Wieland-Werke AG, Ulm, und Vorsitzender der Gütegemeinschaft Kupferrohr e.V., empfiehlt bei der Beurteilung der aktuellen Marktsituation rund um Installationssysteme und -komponenten zudem genaues Nachrechnen: „Wer als Handwerker aus Kostengründen von metallenen Rohrleitungssystemen jetzt auf Ersatzprodukte ausweicht, sollte auf jeden Fall eine Gesamtkostenbetrachtung vornehmen. Also beispielsweise auch die Aufwendungen für neue oder zusätzliche Presswerkzeuge, die Bewertung der Lagerbestände, den erwartbaren Mehraufwand bei Reparatureinsätzen und Ähnliches berücksichtigen, was sich schnell zu einem gut fünfstelligen Betrag aufaddiert.“
Nix ist, mit Entspannung...
Fakt ist: Entspannen wird sich die Situation so schnell wohl nicht. Denn selbst, wenn zum einen die Lieferketten wieder funktionieren und zum anderen die Nachfrage nach bestimmten Werk- und Rohstoffen durch Übersee-Märkte sich wieder normalisieren sollte, bleibt immer noch – der Bauboom! Darauf weist beispielsweise der Verein zur Qualitäts-Controlle am Bau e.V. (Göttingen) hin:
„Nicht nur die Baufertigstellungen, auch die erteilten Baugenehmigungen sind im Jahr 2019 massiv gestiegen und übertrafen deutlich die Zahl der Baufertigstellungen. Dies führte laut Destatis bis Ende 2020 erneut zu einem massiven Überhang von genehmigten, also noch nicht fertiggestellten Wohnungen. Insgesamt gab es Ende 2020 in Deutschland kumuliert einen Bauüberhang von insgesamt 779.432 Wohnungen.“
Wenn man dann noch die strukturellen Verschiebungen, wie von der Verbrenner- zur E-Mobilität, als weiteres Thema hinzuzieht, kann man nur sagen: Die kommenden Monate werden richtig, richtig spannend...