Vor rund vier Jahren gab es hier eine hitzige Diskussion um die Brandlast von WDVS-Systemen, also Fassadendämmung. Und jetzt: Wieder ein Fassadenbrand – und 22 durch Rauchgas verletzte Opfer! Diesmal ist die Brandursache aber noch unbekannt.
Wärmedämmung als Brandursache?
Vor rund vier Jahren gab es hier eine hitzige Diskussion um die Brandlast von WDVS-Systemen, also Fassadendämmung. Und jetzt: Wieder ein Fassadenbrand – und 22 durch Rauchgas verletzte Opfer! Diesmal ist die Brandursache aber noch unbekannt.
Auf den Tag genau vier Jahre nach dem katastrophalen Hochhausbrand in London brach in einem Hochhaus in Bremen-Gartenstadt ein Brand aus – nach ähnlichem Muster wie seinerzeit im Grenfell-Tower. Dazu berichtet die Bremer Feuerwehr: „Ausgehend von einem Balkon im Erdgeschoss des achtgeschossigen Hochhauses fraß sich das Feuer über die Fassade bis zum Dach hoch und sorgte auf seinem Weg für drei zunächst unbewohnbare Wohnungen. Von den 36 Bewohnern des Gebäudes wurden insgesamt 22 durch Rauchgase verletzt. Die Feuerwehr hat zwei leicht verletzte Feuerwehrleute zu beklagen.“ Die beiden wurden von einer Katze gebissen, die sich dem Versuch vehement widersetzte, sie zu retten. Letztlich jedoch erfolglos…
Über die Brandursache ist bislang nichts bekannt, die Polizei ermittelt zu dem Fall. Die Parallelen zum Londoner Grenfell Tower sind frappierend: Bei beiden Bränden fraßen sich die Flammen rasend schnell in wenigen Minuten über verkleidete Fassaden bis zum Dachgeschoss. Der Grenfell Tower war kurz vor dem Großbrand am 13. Juni 2017 mit einer vorgehängten, hinterlüfteten Fassade (VHF) versehen worden. Mit tragischen Folgen: 72 Menschen kamen bei dem Brand ums Leben. Ob und wie das Wohnhaus in Bremen wärmegedämmt war, ist der Redaktion nicht bekannt.
„Der Fassadenbrand in Bremen führt uns wieder einmal vor Augen, wie wichtig es ist, unsere Gebäude so gut wie nur irgend möglich vor Brandgefahren zu schützen“, sagt dazu Jörg-Uwe Strauß, Geschäftsführer des Deutschen Instituts für vorbeugenden Brandschutz e.V. (DIvB). Vor allem müsse verhindert werden, dass sich Brände über die Hausfassaden ausbreiten können: „Das DIvB appelliert deshalb daran, sowohl im Neubau als auch bei der energetischen Sanierung älterer Gebäude auf die Einhaltung der Regeln des baulichen und des vorbeugenden Brandschutzes zu achten und idealerweise ausschließlich nicht brennbare Materialien zu verwenden.“ Ausdrücklich betont das DIvB die Schlüsselrolle des Gebäudesektors beim Klimaschutz: „Er ist für rund 40 Prozent des Endenergieverbrauchs und rund 30 Prozent der C02-Emissionen verantwortlich. Wir müssen unsere Anstrengungen daher unbedingt verstärken, den Gebäudebestand nachhaltig und ressourcenschonend energetisch zu sanieren. Aber eine Gebäudesanierung muss auch richtig gemacht werden und Bewohnern und Besuchern ein größtmögliches Maß an Sicherheit bieten“, so Strauß.
In Großbritannien dürfen als Konsequenz aus der Katastrophe von Grenfell seit 2018 keine brennbaren Materialien an den Fassaden neuer Hoch- und Krankenhäuser verwendet werden.
Im SanitärJournal wurde hier das hochbrisante Thema diskutiert.
Mittwoch, 23.06.2021