Helfer, Klassiker, Spezialisten und Alleskönner: Eine aktuelle Studie benennt vier stark verschiedene Spezies von Handwerkern mit höchst unterschiedlichen Ansprüchen an Hersteller und Handel. Wer dauerhaft im Geschäft bleiben will, muss sich darauf einstellen.
Durch die Digitalisierung wird die Handwerkerlandschaft vielfältiger. Innerhalb der Handwerkerschaft bilden sich neue Zielgruppen wie die „Digital-begeisterte Spezialisten“ oder die „Modernen Alleskönner“. Beide Gruppen stellen bereits heute 35 bis 45 Prozent der Handwerksbetriebe in Deutschland.
Zu diesen Erkenntnissen kommt die aktuelle Studie „Renovierungsbedarf“ der Unternehmensberatung OC&C Strategy Consultants. Dafür wurden über 1.250 Elektro-, Sanitär- und Heizungsinstallateurbetriebe in den drei Ländern Deutschland, Frankreich und Polen befragt.
Wer überlebt im Handwerker-Biotop?
Die Studie identifiziert vier wesentliche Handwerkergruppen:
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Der „Helfer für kleine Montagen“ bedient überwiegend Privatkunden. Als nicht-spezialisierter Generalist verfügt er kaum über digitale Kompetenzen. Dieser Handwerkertyp macht ca. 15 bis 20 Prozent der Betriebe aus.
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Der „Klassische Gewerkespezialist“ bietet seinen überwiegend privaten Kunden ein breites Serviceangebot innerhalb eines Gewerks. Er sieht in der Zusammenarbeit mit Partnern oder im Ausbau digitaler Kompetenzen nur geringe Chancen. Dieser Typ macht ca. 25 bis 33 Prozent der Betriebe aus.
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Der „Digital-begeisterte Spezialist“ verfügt über ein breites Serviceangebot und ist auch gewerkeübergreifend und für größere Auftraggeber tätig. Sein Betrieb ist häufig schon Teil eines Netzwerks, seine hohe digitale Kompetenz möchte er weiter ausbauen. Rund 15 bis 20 Prozent der Betriebe fallen in diese Kategorie.
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Der „Moderne Alleskönner“ ist Generalist mit gewerkespezifischen und -übergreifenden Fähigkeiten. Mit seinem breiten Serviceportfolio bedient er Privat- und Firmenkunden. Er ist digital kompetent und kooperiert in Netzwerken. Dieser Handwerkertyp macht ca. 20 bis 25 Prozent der Betriebe aus.
Zur deutschen Handwerkerlandschaft äußert sich Axel Schäfer, Ko-Autor der Studie und OC&C-Partner: „In Deutschland sind traditionelle Gewerkespezialisten noch der am weitesten verbreitete Handwerkertyp. Deren Bedeutung wird jedoch nicht weiter zunehmen. Denn der Fokus auf gewerkespezifische Projekte wird sie einschränken. Zudem erkennen viele die Themen ‚Digital und Online‘ und die damit verbundenen Chancen noch nicht“.
Dem „Digital-begeisterten Spezialisten“ und den „Modernen Alleskönnern“ hingegen gehöre die Zukunft. Beide haben dabei einen wesentlichen Einfluss auf die Produktwahl.Beide profitieren von digitalen Angeboten wie Planungs- und Konfigurationstools. Sie führen gewerkeübergreifende Projekte aus, beispielsweise das Kompaktbad aus einer Hand.
Daher sollten „Bauhersteller und Distributoren ihre zukünftig wichtigsten Handwerker-Kundengruppen mit entsprechenden digitalen Angeboten unterstützen“, erläutert Dr. Björn Reineke, OC&C-Partner und Co-Autor der Studie.
Das SanitärJournal wird an dieser Stelle sukzessive weitere Ergebnisse der Studie vorstellen, insbesondere die daraus folgenden Herausforderungen für Hersteller und Handel.