Es klingt paradox: Die Anzahl der über 60-Jährigen wird sich global bis 2050 auf über 2 Milliarden mehr als verdoppeln – das klassische Altenheim hingegen wird zum Auslaufmodell. Denn: Bis ins hohe Alter bleiben die „jungen“ Alten fit, gesund und engagiert. Sie wollen weiter in ihrer vertrauten, angestammten Umgebung wohnen oder versuchen sich in neuen Formen des Zusammenlebens. Und die Barrierefreiheit kommt für alle.
Wir werden nicht nur älter – wir bleiben vor allem länger jung. Diese zentrale Feststellung des Zukunftsinstituts hat weitreichende Folgen für künftige Formen des Miteinanders der Generationen. Das hat im Wesentlichen zwei Gründe: Immer mehr Menschen erreichen ein hohes Alter bei kaum eingeschränkter Gesundheit und Mobilität. Immer mehr Ältere nehmen aktiv am gesellschaftlichen Leben teil, sei es ehrenamtlich oder gar erwerbstätig. All das wirke wie ein Jungbrunnen und führe direkt zu neuen Lebens- und Wohnkonzepten.
Weg mit den Altenheimen
Eine der erstaunlichsten Konsequenzen dieser Entwicklung sei paradoxerweise das Verschwinden der Altenheime. Der gesündere, mobilere und aktivere Lebensstil der jungen Alten erlaube, „bis ins hohe Alter in den eigenen vier Wänden unabhängig und selbstbestimmt zu leben“, so die Studie. Neue Wohn- und Lebensformen seien hingegen das betreute Wohnen, Mehrgenerationenwohnprojekte oder die selbstbestimmte und –organisierte Alterswohngemeinschaft.
Dieses „neue Wohnen“ im Alter müsse bei Neubauprojekten, aber auch bei der Modernisierung von Bestandsbauten ganz entschieden berücksichtigt werden, so die konsequente Forderung der Studie. Dafür müssen beispielsweise Wohnungseinrichtungen so gestaltet sein, damit eine flexible, leichte und intuitive Nutzung bei hoher Fehlertoleranz möglich sei. Auch dürften Barrierefreiheit und Ästhetik nicht länger als Gegensätze gesehen werden.
Den Trend zum selbstbestimmten Leben im Alter unterstützen Fortschritte im Bereich „Ambient Assisted Living“ (AAL) oder auf deutsch: Altersgerechte Assistenzsysteme für ein selbstbestimmtes Leben. Laut Wikipedia „umfasst das Methoden, Konzepte, (elektronische) Systeme, Produkte sowie Dienstleistungen, welche das alltägliche Leben älterer und auch benachteiligter Menschen situationsabhängig und unaufdringlich unterstützen.“
Diese Assistenzsysteme und das barrierefreie Wohnen nützen im Übrigen nicht nur den Älteren – alle Generationen profitieren davon: Die richtige Breite von Durchgängen, leicht bedienbare Fenster und Türen, stufenlose, stolperfreie Wege, rutschhemmende Oberflächen, sichere Griffe im Sanitär- und Treppenbereich, höhenverstellbare Betten, angepasste Arbeitshöhen und Beleuchtung – das alles ist generationenkompatibel statt nur altengerecht. Es kommt in Zukunft also einem familienfreundlichen und damit auch Mehrgenerationen-Wohnen zugute.
So ergebe sich in der Zukunft ein Wohnumfeld mit einem heterogenen Mix unterschiedlicher Personen, (Wahl-)Familien und Generationen. Gemeinschaftliche Wohnprojekte werden das Konzept Altenheime ablösen.
Die Studie verweist auf „Best Practice"-Beispiele, die schon heute die Zukunft der "jungen" Alten leben.