Aus den Augen, aus dem Sinn. So wünschen sich viele die Abwasserinstallation.
Abwasserinstallation – aber sicher
Mittwoch, 09.08.2023
Hauptsache, das Schmutzwasser läuft ab – und das möglichst unsichtbar, geräuschlos, ohne Rückstau und Wartungsaufwand. Nachträgliche Korrekturen oder Reinigung von Ablagerungen sind oft aufwändig. Werden bei der Installation von Abwasseranlagen von Beginn an wichtige Grundkenntnisse richtig angewendet, funktionieren heutige Entwässerungssysteme sicher und langlebig und erfüllen auch die Anforderungen an Brand- und Schallschutz.
Rund 127 Liter Trinkwasser verbraucht eine Person in Deutschland am Tag, über 50 Prozent davon für die Körperpflege und WC-Spülung (Quelle: Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft, BDEW). Das sind hochgerechnet etwa 46.500 Liter in einem Jahr bei einem Single-Haushalt. Umso wichtiger ist ein reibungsloser Wasserablauf in der Gebäudetechnik. Wer bei der Installation die technischen und konzeptionellen Möglichkeiten ausschöpft, sorgt für maximalen Nutzerkomfort. Fachmännische Planung und Abstimmung legen hier einen wichtigen Grundstein. Die DIN EN 12056 beschreibt die Planung und Dimensionierung von Schmutzwasserleitungen für vier verschiedene Anlagentypen. Für Deutschland hat man sich auf den Anlagentyp I festgelegt, der eine Schwerkraftentwässerung als Einzel-Fallleitungsanlage, in den Anschlussleitungen teilbelüftet mit Füllgrad h/di = 0,5 beschreibt (Abb. 1). Die weitere Dimensionierung erfolgt gemäß der DIN 1986-100.
Ausreichende Belüftung
„Für Schmutz- und Mischwasserleitungen sollte keine größere Nennweite als die nach dieser Norm errechnete verwendet werden.“ Dies setzt eine Berechnung zur Dimensionierung von Schmutzwasserleitungen voraus. Der Hintergrund dieser Anforderungen ist mit dem Wasser-Spareffekt erklärt: Waren früher noch 9 Liter Spülvolumen bei WC-Spülkästen die Regel, so sind es heute nur noch 4,5 oder 6 Liter Spülvolumen. Um dennoch eine ausreichend gute Spülwirkung in der Schmutzwasserleitung zu erzielen, muss sich konsequenterweise der Rohrquerschnitt anpassen. Damit greift eine weitere Anforderung der DIN 1986-100: „Die Selbstreinigung der Abwasserleitung muss erreicht werden.“ Die geeignete Füllhöhe sorgt für eine ausreichende Schwemmwirkung im Schmutzwasserrohr, wenn zeitgleich auch das passende Gefälle (I) gewählt wird. So entsteht eine ausreichend große Fließgeschwindigkeit (v), um Ablagerungen zu vermeiden und einen Selbstreinigungseffekt zu begünstigen. Falsch wäre es, eine möglichst hohe Füllhöhe zu wählen, um einen großen Abwasservolumenstrom zu erreichen, denn: Hier kommt die Belüftung ins Spiel. Nur durch eine ausreichend gute Belüftung kann der Leersaugung von Geruchsverschlüssen und damit dem Austritt von Kanalgasen effektiv vorgebeugt werden. Ein Unterdruck in der Abwasserleitung ist zu vermeiden.
Anschluss an die Fallleitung
Eine immer wieder auftretende Fehlerquelle ist der Anschluss von Einzel- und Sammelanschlussleitungen an die Fallleitung. Hier gilt es einige wenige Regeln zu beachten. Sammel- und Einzelanschlussleitungen in den Dimensionen ≤ DN 70 werden stets im 87°-Winkel an die Fallleitung angeschlossen (Abb. 2).Bei vielen Abwassersystemen ist ein 87°-Abzweigformteil in gleichbleibender Nennweite mit Innenradius verfügbar. Die Empfehlung spricht klar für den Einbau dieser Bauweise der Abzweige im Bereich der Fallleitungen. Durch den angeformten Innenradius wird die Einströmung aus der Einzel-/Sammelanschlussleitung beruhigt in die Fallleitung eingeleitet. Gleichzeitig wird die Belüftung der Einzel- und Sammelanschlussleitungen begünstigt.
Anspruchsvoller wird es, wenn im nächsten Schritt Spreizwinkel beachtet und damit die Gefahr der Fremdeinspülung vermieden werden muss. Die Regelungen aus der DIN 1986-100 greifen immer, wenn fäkalienhaltiges Schmutzwasser in Leitungsbereiche eingespült werden könnte, in welchen es dann zu Störungen kommen könnte. Schließlich möchte niemand in seiner Dusch- oder Badewanne Abwasser aus der Toilette finden.
Sie haben eine Frage zu diesem Artikel? Dann stellen Sie der Redaktion hier Ihre Fachfrage!