Hersteller Geberit hat beispielsweise dazu umfangreiche Laborversuche für Hydraulik und Akustik durchgeführt. Die Erkenntnisse sind für den Sanitärplaner insoweit aufbereitet worden, dass er komfortable Software zur richtigen Dimensionierung und Leitungsführung einsetzen kann (zum Beispiel „Geberit-ProPlanner“).
Per Mausklick lässt sich heute ermitteln, mit welcher Spülmenge oder welchem Rohrdurchmesser, Gefälle, zu erwartendem Anteil von Feststoffen und nicht zuletzt mit welchem Leitungswerkstoff zu rechnen ist. Bei Letztgenanntem kann das Entwässerungssystem zum Beispiel das hochschallgedämmte „Geberit Silent-db20“ oder das schalloptimierte „Geberit Silent-PP“ sein.
Strömung im Bauteil optimiert
Doch das ist nicht alles: Entwässerungsspezialisten wie Geberit entwickeln neue Formteile durch auf-wendige Strömungsberechnungen beziehungsweise -simulationen in eigenen Sanitärlabors. Dabei hat sich erwiesen (siehe Grafik), dass die Strömungsverhältnisse in die Fallleitung ungünstig sind, wenn es sich um einen 88,5°-Abzweig ohne Bogenradius handelt. Die Auswirkungen: Der Querschnitt der Fallleitung wird größtenteils verschlossen und behindert so das Nachströmverhalten der Luft im Fallstrang. Die Ablaufleistung bleibt hinter den Möglichkeiten zurück.
Günstiger sieht es beim 45°-Abzweig in die Fallleitung aus, jedoch ist dies nur bei gleicher Dimension zulässig. Auch kommt hinzu, dass die Belüftung in die Anschlussleitung nicht besonders gut ist. Daher liegt das Optimum klar beim Bogenabzweig 88,5°. Hier bewirkt der Innenradius eine erhebliche Steigerung der Ablaufleistung (um ca. 30 Prozent).
Ein weiterer Vorteil liegt darin, dass sich im Fallstrang sowie in der Einzel- und Sammelanschlussleitung ein möglichst günstiges Wasser-/Luft-Gemisch ergibt. Doch diese erwünschten Effekte stellen sich natürlich nur dann ein, wenn Planer und Installateur die Vorgaben des Herstellers einhalten und das System ausschließlich mit den dafür vorgesehenen Bauteilen errichten.
Anschlussbedingungen sind jetzt günstiger
Ein in den letzten Jahren entwickeltes Bauteil, der Geberit Doppelabzweig, macht es sogar möglich, dass genau gegenüberliegende Seiten auf gleichem Level in den Fallstrang sicher entwässern können, ohne sich nachteilig zu beeinflussen. Auch hier spielt der Bogenradius (mindestens die Größe des halben Durchmessers) die entscheidende Rolle, denn nur so ließen sich die Anwendungsgrenzen erweitern.
Durch transparente Funktionsabläufe konnte Geberit nachweisen, dass selbst dann, wenn nur auf der einen Seite fäkalienhaltiges Abwasser einströmt, kein Überspülen stattfindet. Eine mögliche Störung im System, also für den gegenüberliegenden Anschluss, ist dadurch nicht zu befürchten.
Inzwischen sind neueste Anschlussbedingungen korrigiert worden. Mit der Überarbeitung der DIN 1986-100 (Weißdruck erschien im September 2016) erhalten Planer und Installateur die entsprechenden Vorgaben schwarz auf weiß. Für die rationelle Montage von Entwässerungssystemen in mehrgeschossigen Wohngebäuden hat dies hohe Bedeutung: Die Leitungsführung lässt sich deutlich einfacher bewerkstelligen und somit kann auch die Kalkulation günstiger ausfallen.
Reduzierung auf DN 90
Die Bauteilkosten lassen sich auch dann günstiger gestalten, wenn statt der früher üblichen 100er-Nennweite auf eine Fallleitung in DN 90 vertraut wird. Für den Wohnungsbau reicht diese Dimensionierung in sehr vielen Fällen aus, ohne dabei Einbußen in der Ablaufleistung riskieren zu müssen. So haben Simulationen längst unter Beweis gestellt, dass selbst in einem Wohngebäude mit 15 Geschossen eine Fallleitung in DN 90 ausreicht, wenn die Bäder standardmäßig mit WC, Waschtisch und Dusche ausgestattet sind. DN 90 bedeutet für den Verarbeiter, dass er eine deutlich handlichere Bauform zur Verfügung hat, die er beispielsweise merklich besser in die Vorwand beziehungsweise in Zwischenwände im Trockenbau oder in einen Schacht integrieren kann.