Na, ein bisschen Gefälle braucht es schon – wer ein Entwässerungssystem nach groben Daumen-regeln plant und installiert, statt mit Präzision ans Werk zu gehen, kann üble Überraschungen erleben. Denn längst ist erprobt, wie häusliches Abwasser durch teilbefüllte Leitungen und belüftete Fallleitungen bestmöglich fließen kann.
Abwasserhydraulik nicht dem Zufall überlassen
Mittwoch, 21.12.2016
Jede eingesetzte Komponente hat dabei eine hohe Bedeutung. Ob Leitungsführung oder -werkstoff, Dimensionierung oder ausreichende Spülmenge: Ein aufeinander abgestimmtes System verspricht dem Planer und Installateur am ehesten eine gute Werkleistung, die der Kunde zu Recht erwarten kann.
Mal mit Augenmaß, mal mit der Wasserwaage: Wer als Praktiker die Ärmel hochkrempelt, zu den Entwässerungsrohren greift und sich mehr schlecht als recht nach dem passenden Leitungsweg umschaut, mag einen gewissen Grad an Funktion erreichen. Ein Stresstest würde aber schnell offenbaren, dass hier vieles dem Zufall überlassen wurde. Unzählige Fließversuche bei Herstellern von Entwässerungssystemen haben in den letzten Jahren akribisch gezeigt, wie beim Abwasser Ursache und Wirkung in Verbindung stehen. Aus dieser Grundlagenarbeit lässt sich heute sicher ableiten, mit welchen Mengen beim häuslichen Abwasser und bei Niederschlagsmengen am Gebäude und auf dem Grundstück zu rechnen ist. Und längst ist ermittelt, mit welchen Abflusskennzahlen der Planer rechnen muss, um die Funktion eines Systems selbst bei hoher Belastung zu gewährleisten.
Doch mit der richtigen Dimensionierung allein ist es bei Weitem nicht getan. Es geht beispielsweise auch darum, welche Spülmengen für das Leitungssystem erforderlich sind. In einer neu errichteten Wohnanlage fließen die auf Wassersparen ausgelegten häuslichen Abwässer durch deutlich kleiner dimensionierte Rohrleitungen als in einer betagten Immobilie, die zur Teilsanierung ansteht. Im Bestand kann es sogar sein, dass das Ausschwemmverhalten eines alten Systems nur dann funktioniert, wenn eine erhöhte Spülmenge schwallweise den überdimensionierten Leitungsquerschnitt spült. So war es im Jahr 1960 noch durchaus üblich, dass ein WC-Spülkasten einen Vorrat von 14 Litern bereit hielt – die Idee der Spartaste hatte sich da noch nicht etabliert.
Heute kann ein System so ausgelegt sein, dass bereits eine Spülmenge von vier Litern reicht, doch als Standard bevorraten die meisten Spülkästen sechs Liter. Diese Spülmenge können Planer zugrunde legen, wenn nicht außergewöhnliche Rahmenbedingungen dagegen sprechen – dies gehört also mit auf die Checkliste, wenn in einer Liegenschaft wesentliche Änderungen in Auftrag genommen werden sollen.
Von der Funktion zur Präzision
Vor Jahrzehnten war es für den Handwerker auf dem Bau vor allem wichtig, dass das Abwasser ungehindert seinen Lauf durch die Leitungen nahm. Das zeigt sich heute bei vielen Badsanierungen: Statt einer schallentkoppelnden Rohrschelle hat mancher Ziegelstein unter der Wanne oder auch ein Mörtelbett das nötige Gefälle sichergestellt. Gut, wenn’s fließt!? Eine solch beschränkte Argumentation ist aus heutiger Sicht fatal, denn dieser mangelhafte Behelf hat schließlich eine Störquelle in puncto Schallschutz zementiert.
Die jetzt verfügbare Haus- und Gebäudetechnik hat sich von solchen alten Machenschaften meilenweit entfernt. Mit der Vorwandinstallation sind in den letzten Jahren höchst komplexe Systeme in die Badplanung integriert worden.
Diese stellen in der Versorgungstechnik beispielsweise sicher, dass schallentkoppelt am WC wassersparende Spültechnik oder am Waschtisch möglichst stagnationsfreies Kalt- und Warmwasser zur Verfügung steht – und störungsfrei ablaufen kann.
Auch liefert der Sanitärspezialist sorgsam aufeinander abgestimmte Lösungen, damit barrierefreies Duschen möglichst viel Behaglichkeit bringt oder eine neue Wanne Wellness in den eigenen vier Wänden Wirklichkeit werden lässt.
Ein guter Ablauf ist kein Zufall
Alte Entwässerungssysteme können typische Mängel aufweisen: Unangenehme Gerüche aus leergesaugten Siphons sind noch das geringste Übel. Aufdringlich laute Fließgeräusche oder gar ein Rückstau samt Austritt von Fäkalien aus einem versagenden Entwässerungssystem zeigen Wirkungen, deren Ursachen allerdings keine Unbekannten sind. Um dem sicher aus dem Weg zu gehen, bedarf es einer erprobten Hydraulik, damit Schmutzwasser möglichst geräuscharm aus der Etage über die Fallleitung und dann weiter bis in den öffentlichen Kanal geführt werden kann.
Weiterführende Informationen: http://www.geberit.de/abwasserleitfaden
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